Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.
Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V. 79 Entdeckungsfahrten jenseits des Ozeains liegt die wahrhaft universale Bedeutung des Zeitalters Karls V. Es bildet auch einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte west-östlicher Beziehungen, deren Erforschung heute mehr denn je ein Anliegen unserer Wissenschaft sein sollte. ANHANG. 1. Aufzeichnungen über den Aufenthalt des persischen Gesandten Petrus (Maronita) in Nürnberg. (152U) (Deutsches (A) und lateinisches (B) Original im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, Staatenabteilung Türkei I., Kart. 1.) Als im jar tausent funffhundert zwaintzig drey a)99) der anmder reichs- tag zu Nurenberg gehaltenn, ist daselbige hien khomen einer mittelmessiger statur, schwartz b) und etwas über viertzig jar alt, hat gehayssen Petrus, ist ain geporner Cristen gewesen unnd ist geschickt worden von dem grossen konig aus Persia, von dem er auch brieff mit arabischer sprach geschribem gepracht. Sy hent gestanden an den obristen herrn der Cristen. Derselbige ist wol im anfangk unbekhandt gewesen und für ain kuindt- schaffter geacht worden. Aber die k. M. hat verordnen, wie bei dem cardinal Campeio 10°) ain bischoff were, derselbige were derselbigen lande und auch bey dem Sophey gewesen. Darumb sein k. M., damals fürstliche Dlkeit. doctor Johann Fabri101) mit demselbigen Petro zu gedachten bischoff geschickt. So bald der bischoff den Petrum ersehen, hat er ine gekennet unnd herwidder Petrus, des Sophii gesandter denn bischoff erkennet. Ursach dieser kundschaft ist gewesen, das der patriarcha Antiochie, so mit seynen Cristen in der wüste des bergks Libani wonet, zu der zeyt des bapst Leonis gemelten Petrum ghen Rom geschickt und begert, das der bapst von seynen vettern und volck obedienz nemen wolle, darzue etliche zweytrecht in cereVarianten von B: a) anno Christo nato milesimo quingentesimo vicesimo octavo b) subnigri coloris Mech., Wien). Persien stand zeitweise mit Armenien in einem Bündnisverhältnis. Über die Beziehungen der Habsburger zu Moskau, vergi. H. Übersberger, Österreich und Rußland seit dem Ende des 15. Jahrhunderts, 1. Bd. (Veröffentlichungen der Kommission für neuere Geschichte Österreichs 2.), Wien 1906, S. 159 ff. W. Bradford, Correspondence of Charles V., London 1850, S. 199. 99) Die Datierung ist in beiden Exemplaren falsch. Es handelt sich um den Nürnberger Reichstag von 1524. Widersprechende Angaben sind damit zu erklären, daß die Abschriften erst später (nach 1526, wie sich aus dem Titel Ferdinands ergibt) verfaßt wurden. 100) Der Legat Laurenzio Campeggi. 101) Dr. Johann Fabri, Rat Ferdinands I., später Bischof von Wien.