Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)

NECK, Rudolf: Diplomatische Beziehungen zum Vorderen Orient unter Karl V.

76 Rudolf Neck rung81). Unter Rudolf II. wurden noch einmal auf persische Initiative hin Verhandlungen auf genommen, die sich über weite Zeiträume erstreckten, aber schließlich kein Ergebnis zeitigten8"2 83). Schah Abbas der Große er­kannte bald, daß seine Chance mehr in der Ausnutzung der Gegensätze unter den europäischen Staaten, die am Persischen Golf saßen, lag und stützte sich eher auf Abkommen mit den verschiedenen Kolonialmächten, als auf ein Bündnis mit dem Reich sa). So wurden in der kommenden Epoche, die für das persische Reich eine kurze Blüte bedeutete84), keine ernsten Be­ziehungen zum mitteleuropäischen Raum aufgenommen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, zur Zeit der großen Türkensiege unter Leopold I. wurde von Österreich abermals der ergebnislose Versuch gemacht, mit Persien in ein Allianzverhältnis zu treten85). Es blieb jedoch erst einer viel späteren Zeit Vorbehalten, einen regulären diplomatischen Verkehr herzustellen. Inzwi­schen hatte das osmanische Reich längst seine bedrohliche Vormachtsstel­lung eingebüßt und das alte römisch-deutsche Kaisertum sein Ende ge­funden. Eine wesentliche politische Bedeutung kam dieser Verbindung daher nicht mehr zu. Wenn man auch im Hinblick auf die mangelhafte Überlieferung zu­geben muß, daß manches in der vorstehenden Übersicht ungenügend belegt ist, so kann man doch aus dem vorliegenden Material schließen, daß sich die Beziehungen zum Vorderen Orient über die ganze Regierungszeit Karls V. erstreckt haben und im Vergleich zu späteren Perioden viel reger waren. Der Grund dafür lag vor allem in der engen Verbindung der beiden Habsburger Linien, die in Ungarn und im Mittelmeer in zeitweise beson­ders gefährdeter Lage dem Sultan die Stirn bieten mußten. Von größter Bedeutung war dabei, daß damals gerade in den asiatischen Belangen Por­81) M. Koch, Quellen zur Geschichte K. Maximilians II., 1. Bd., 1857, S. 177. E. Wertheimer, Zur Geschichte des Türkenkrieges Maximilians II. 1565 und 1566 (AföG. 53, 1875, S. 80f.). Turba, 3. Bd., S. 490, Anm. 2 Vergl. auch S. 481, Anm. 4. V. B i b 1, Die Korrespondenz Maximilians II. 2 Bde. (Veröffent­lichungen der Kommission f. neuere Geschichte Österreichs 14 und 16.) Wien 1916 und 1921, passim. Die wichtigsten Quellen im HHStA.: Staatenabteilung Persien, Kart. 1. Handschrift Böhm 595 (W 290), das Tagebuch Maximilians (Familienakten Kart. 88) und Reichshofratsresolutionsprotokoll s. XVI., Bd. 27 b. Weiteres im Wiener Harrach-Archiv. 82) M a 1 c o 1 m, a. a. O., S. 33 ff. F. B a b i n g e r, Sherleiana, Berlin 1932. Gabriel, a. a. O., S. 56 ff. H. H a s s i n g e r, Österreichs Anteil an der Er­forschung der Erde, Wien 1950, S. 44. Quellen im HHStA. und im Hofkammer­archiv. 83) Schaeder, Propyläenweltgeschichte, S. 546 ff. Malcolm, a. a. O., S. 41 ff. T r e v o r - D a v i e s, S. 219. 84) Schaeder, Handb. d. Kulturgeschichte, S. 233 f. 85) L. Bittner-L. Groß, Repertorium der diplomatischen Vertreter, 1. Bd., Oldenburg 1936, S. 157 und 2. Bd. v. F. Hausmann, Zürich 1950, S. 74. Von den anderen europäischen Staaten ist besonders Polen bemerkenswert (s. 1. Bd. S. 418).

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