Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 5. (1952)
BENNA, Anna Hedwig: Preces Primariae und Reichshofkanzlei (1559–1806)
Preces Primariae und Reichshofkanzlei 95 Induite von Kaiser und König seien aber die Bestätigungen der Kaiser- und Königswahl von seiten des Papstes und man müßte sie noch überdies rückdatieren lassen49). König und Kaiser dürften mit der Ausstellung von Bittbriefen nicht mehr länger zuwarten und bei protestantischen Stiftern das IPO nicht unerwähnt lassen, bei Bittbriefen an katholische Kollatoren dürfte es sich allerdings empfehlen die Formel „ex inveterata consuetudine authoritate apostolica roborata“ einrücken zu lassen. Die Kardinalfrage, ob die Erteilung von Preces durch den römischen König zu Lebzeiten des Kaisers statthaft sei, beantwortete Schellerer mit dem Hinweis auf die unter Karl IV. und seinen Nachfolgern geübte Praxis bejahend, da die königlichen Rechte mit der Wahl erworben werden 50). Die Geheime Konferenz schloß sich diesem Gutachten des Reichshof rates an und erklärte „daß soivohl ein regierender Römischer kayser als auch bey dessen leben und regierung so gewälte und gekrönte Römische könig dieses primari reservati sich ohne abwartung eines newen päpstlichen indulti specialis recht wol füglich ob angeführter und anderer rechtlicher Ursachen halben folglich bedienen könne“ 51). Der Konflikt mit dem Papsttum sollte nicht ausbleiben. Die Frage des päpstlichen Indults für Primae Preces war nur ein Teilgebiet dieses um grundsätzliche Ansichten des Verhältnisses der beiden Spitzen der Christendurch abwarttung und impetration offtgenanten pabstlichen indulti und zwahr als dan sonderlich zu verliehren sich in gefahr stellen, wan sie darauff ihro preces durchgehendts allergandigst einrichten wolten: gestalten, quoad acatho- licos, omnis iurisdictio et potestas papalis et ecclesiastica in ipsorum terris suspendirt und consequenter dies a pontificia iurisdictione annmasslich her- fliessendes ius abusui acatholicorum heimgelassen werden müßte; gleich dan auch darmit zugleich alle hoffnung zu denen kirchen per hoc medium wieder zu gelangen auff einmahl gewiß zerfallen dörffte. 49) Ibidem 15.... wolten nicht de weniger ihre kayserliche undt königliche mayestäten das pabstliche indultum hierin fals nit ausschlaqen so müste man daselbige zwar bis ad confirmationem pontificium super electione Caesarea et regia ausgestellet sein und ad datam concessionis primariarum efficacia fictionis iuris retrotrahiren lassen. 50) Ibidem 6. So viel es aber einen in vita Caesaris nit regierenden Römischen könig betrifft, in natura iuris regalis diatematici et supremi reservati, quod, cum regimine Caesareo seu regio nil habet commune et in antiquissimo et recen- tissimo usu et observantia fundatum et absque ulla interruptione huc usque cuntinuatum est, haubsachlich, das ius regium confirmandi electoribus sua privilegia creandi equites et nobilitandi radicirt fundirt und ruhig ersessen sey, testibus praeiudiciis in Rudolpho I Ruperto Corolo U- to, Wenceslao, qui immediate post suam electionem in regem Romanorum patre Carolo imperatore presente preces regias contulit, Ruperto palatino eisque imperiales promisit et in aliis successoribus Romanorum regibus, praecipue vero in Ferdinando IV. inmassen derselbige teste P. Wagnereck S J gleich nach seiner kayserlichen crönung die preces verliehen hat. 51) Votum der Geheimen Konferenz 1692 Jänner 22, PP. 22.