Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 4. (1951)
GOLDINGER, Walter: Archivwissenschaftliche Literatur der Jahre 1948–1951
Rezensionen 331 ab und das Verhältnis der Persönlichkeit zu ihrer Zeit ist nicht immer klar erkennbar. So legt man dieses Buch ohne große Befriedigung aus der Hand. Es wäre ungerecht und unzutreffend, es als historische Belletristik abzutun; es stecken viele anregende Gedanken und auch viel ernstes Bemühen des Autors darin. Infolge grundsätzlicher, methodischer Mängel ist es jedoch nicht der historische Gentz der Zeit Napoleons und Metternichs, sondern ein Mensch des 20. Jahrhunderts, dessen Bild vor dem Auge des Lesers entsteht. Es wäre zu hoffen, daß das Werk in Österreich oder Deutschland den Anstoß gäbe zur Wiederaufnahme der Arbeiten an einer wirklich umfassenden und befriedigenden Biographie des größten Publizisten deutscher Zunge. Voraussetzung dafür wäre eine vollständige Sammlung und Herausgabe seiner Werke, einschließlich der vielen noch unbekannten Briefe, Denkschriften usw., die noch immer in vielen in- und ausländischen Archiven, besonders in Wien und London, ruhen. Damit würde man sicherlich auch zu der bisher größten biographischen Leistung über diese Epoche, zu dem Metternich-Werk H. v. Srbiks, von den Quellen her manche notwendige Ergänzung und Berichtigung beitragen können. Rudolf Neck (Wien). Theiss Viktor, Erzherzog Johann. Der steirische Prinz. Ein Lebensbild. Hermann Böhlaus Nachf., Graz 1950, Leinen, 175 Seiten, S. 28—. Der Verlag Böhlau ließ mit diesem Werk einen Autor zu Wort kommen, der es sich vorgenommen hatte, die Biographie einer der populärsten Gestalten der österreichischen Geschichte zu schreiben. Th. standen für seine Arbeit reiche archivalische Quellen, vor allem der handschriftliche Nachlaß des Erzherzogs Johann und das Archiv der Grafen von Meran, zur Verfügung. Erzherzog Johann war ein Kind des 18. Jahrhunderts, nach einer vorwiegend militärischen Karriere führte ihn die Revolution 1848 in das Parlament von Frankfurt am Main. Im Schicksalsjahr 1859 vollendete er sein Leben in der Steiermark, der er und die ihm viel verdankte. Die Landesgeschichtsschreibung und die Landeskunde der Steiermark erfuhren durch die Gründung des Joanneums einen großen Aufschwung. Der Verfasser verlieh dem Werk, dessen wissenschaftliche Grundlagen im Anmerkungsapparat niedergelegt sind, durch einen äußerst flüssigen und eleganten Stil eine wohltuende Atmosphäre. Dem Verlag Böhlau ist für die geschmackvolle Ausstattung von Einband und Schutzumschlag zu danken. Das Buch von Th. gehört zu den wenigen Werken, welche, ohne ihr wissenschaftliches Niveau zu verlieren, sich an weitere historisch interessierte Leserkreise wenden. Anna Hedwig Benna (Wien). Schwarzenberg Adolph, Prince Felix zu Schwarzenberg. Prime Minister of Austria 1848 bis 1852. New York. Columbia University Press. Second printing 1947. 244 p. S 4-50. Im alten bis in das 14. Jahrhundert zurückreichenden Geschlecht der Schwarzenberg nimmt nach dem Feldmarschall Carl Philipp der Minister-