Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift

KRAUSE, Wilhelm: Kosmas der Aetoler und seine Prophezeiungen

Kosmas der Ätoler und seine Prophezeiungen 407 Geboren 1714 zu Megalo Dendro bei Nafpaktia studierte er zunächst in Sigditse, später in der Athosschule bei Panajotis Palamas und Nikolaos Zertsulis Theologie. 1735 wurde er Unterlehrer in Lompotina, 1738 Pfarrer in dem Kloster Ajoritiki des Philotheos. 1760 beginnt sein Wirken als Volksmissionar. Er durchzog Makedonien, Epirus, Thessalien, kam auf die Inseln des Ägäischen und Ionischen Meeres. Neben seiner Predigttätigkeit, durch die er auf Christen wie Moha- medaner einen außerordentlichen Einfluß ausübte, suchte er vor allem durch Errichtung von Schulen *) und Kirchen das religiöse und nationale Bewußtsein der Griechen zu heben und zu stärken. Auf Grund von Anklagen, er würde die Christen gegen die türkische Herrschaft auf­wiegeln, wurde er verhaftet und auf Befehl des Kurt-Pascha von Berati am 24. August 1779 erdrosselt2). Über den Inhalt der Predigten des Kosmas existieren keine zeit­genössischen Aufzeichnungen, die von Kalyvopulos aufgenommene mündliche Überlieferung aber hat nur jene Sätze bewahrt, die Weis­sagungen über Ali Pascha von Janina, über die Ereignisse im Nord- epirus und über den allgemeinen Krieg enthalten. Die folgende Darstellung hält sich eng an die a. a. 0. veröffentlichte Sammlung; zur leichteren Orientierung wurden jedoch einige Änderungen vor­genommen: die direkten Worte des Kosmas sind fortlaufend num­meriert, ihre Wirkung auf die Zuhörer folgt im allgemeinen in dem mit Ü. ( = Überlieferung) bezeichneten Absatz, während die Erklärung des Kalyvopulos mit K. hervorgehoben wird. An Stellen, wo diese in der Darstellung stark mit der durch die Überlieferung erzählten Wirkung auf die Zeitgenossen des Predigers verschmolzen ist, wird der betreffende Absatz mit ÜK. gekennzeichnet. * 1 2 S. 146. Es ist interessant, daß weder B. de Borchgrave, Janina et l’Epire (Extraits aus La Revue Generale 1901), noch G. Hahn, Albanesische Studien, I, S. 322, obwohl sie sonst sehr viele Einzelheiten bieten, nichts über Kosmas berichten. Die übrige Literatur über Kosmas weiß nichts von seinen Prophezeiungen. 1) So Bees, a. a. O., Kalyvopulos spricht von über 200 Schulen. Vgl. hin­gegen Hahn, a. a. O., S. 50, „Noch vor 10 Jahren (also 1838) sollen außer in den größeren Städten und wenigen privilegierten Dörfern in Epirus keinerlei Schulen bestanden haben. Sollte sich der Aufschwung, welche hier die Bildung der christlichen Rajah genommen, auch in anderen Provinzen des türkischen Reiches wiederholen, so lassen sich hievon die bedeutendsten Folgen für die Zukunft voraussehen.“ 2) Er wurde auch beschuldigt, revolutionärer politischer Agent Rußlands zu sein: Bees, Byzantinisch-neugriechische Jahrbücher, II (1921), S. 169. Von der griechisch-orthodoxen Kirche wird Kosmas als Heiliger verehrt, sein Fest wird am 24. August gefeiert.

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