Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 3. (1950) – Leo Santifaller Festschrift
RICHTER-SANTIFALLER, Bertha: Regesten zur Geschichte der Herren von Lafay
12 Bertha Richter-Santifaller Wände des Schiern steigen mit Santner- und Euringerspitze aus dem dunklen Hauensteinerwald auf. Gegen Süden öffnet sich die weite, blaue Ferne: man sieht die Adamellogruppe, die Paganella, und ahnt den blauen Gardasee. Über die grünen Wiesenflächen, die sich stunden* weit vom Panider-Joch zum Schiern hinziehen und weit nach Süden reichen, liegen, in großer Zahl verstreut, helle Bauernhöfe und dunkelbraune Scheunen. Im Süden, etwa eine Viertelstunde vom Haus Lafay entfernt, liegt das Dorf Kastelrut mit seiner stattlichen Kirche, dem großen, alleinstehenden barocken Kirchturm und wie die Küchlein um die Henne, mit den alten Häusern des Dorfes. Das Haus ist an den Berghang angebaut und hat daher vorne drei Stockwerke und rückwärts zwei und einen, die ganze Tiefe und Breite des Hauses bedeckenden Dachboden. Das Dach ist flach und trägt an der Vorderfront Zinnen und einen kleinen Turm. Die Haustüren sind steingerahmt und tragen am Türsturz die Jahreszahlen 1558 und 1559. Das Haus mißt 16-80 m in der Breite und 14-30 m in der Tiefe, hat an der Vorderfront fünf Fenster, davon eines im zweiten Stockwerk als Erker ausgebaut ist. Im Kellergeschoß sowie in den beiden anderen Geschossen läuft parallel zur Seitenwand des Hauses durch die ganze Tiefe ein gewölbter Saal, den in den beiden unteren Stockwerken (Volta genannt) ein Gratnetzgewölbe deckt, während im zweiten Stockwerk der Saal (Laabe, Laube genannt) mit einem Kreuzgewölbe versehen ist. Vom Saal führen steingerahmte Türen in die rechts und links angeordneten Zimmer, bzw. im Kellergeschoß in die großen Kellerräume. Die Zimmer sind groß und freundlich, haben alle getäfelte Wände und getäfelte Felderdecken. In den großen Zimmern stehen alte, von außen heizbare Lehmöfen, um die sich die Ofenbank zieht. Im größten Zimmer befindet sich ein grüner Kachelofen, mit Kacheln verziert, die alle das Wappen der Krauss tragen, der Besitzer des Hauses Lafay im 18. Jahrhundert. Die Lafay r) haben das Haus erbaut — gewiß nicht in der jetzigen Form — sondern vielleicht als Wohnturm mit kleinerem Grundriß. Hier lebte die Familie Lafay von der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa 200 Jahre 1 2). Nach dem Aussterben des Geschlechtes kam das 1) In der Literatur findet das Geschlecht der Lafay spärliche Erwähnung und auch im Volk ist eine Erinnerung an das Geschlecht nicht mehr lebendig. 2) Leo Santifaller hat als kleiner Knabe in der vierten Klasse der Volksschule als frei gewähltes Thema eine Hausarbeit über „Das Haus Lafay“ geschrieben. Später hat er sich mit den Urkunden des Kastelruter Pfarrarchives und anderen