Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1. (1948)

GOLDINGER, Walter: Archivwissenschaftliche Literatur der Jahre 1937 bis 1947

L iteraturberichte 256 Friedrich Milkau dargestellt. Für die damit nicht nach jeder Richtung vergleichbare Geschichte des Archivwesens, die nicht großräumig, sondern doch vorwiegend unter staatlichen Gesichtspunkten zu betrachten ist, fehlt es noch an ähnlichen Unternehmungen. In einer kleinen Arbeit gibt J. Prochno Fingerzeige für eine Historiographie des Werdeganges dos deutschen Archivwesens1). Die bisher ziemlich vernachlässigte antike Entwicklung untersucht für den vorderen Orient mit seinem nicht unerheb­lichen Material von Keilschriften und Papyrusrollen Kampman2), während Cencetti mit reichlichen Literaturangaben die römische Entwicklung betrachtet3). In einer dem böhmischen Kronarchiv gewidmeten Mono­graphie wird mit vollem Recht die Doppelgeleisigkeit der abendländischen Archivgeschichte beleuchtet und auf die zwei Wurzeln, die „Schatz“- Archive und ,,Kanzlei“-Archive besonders hingewiesen, denen das Begriffs­paar „Urkunden-Akten“ in hohem Maß als Korrelat entspricht4). Einen anderen Fall dieser Art, die Briefe der Feste Baden, das vorländische Haus­archiv der Habsburger, behandelt der Altmeister der Schweizer Diplomatik Rudolf Thommen, der das Archivinventar, die Urkundenregister, ediert5). Bruno Meyer bringt dazu Ergänzungen und Abänderungsvorschläge6). Bei Untersuchung des Schatzes der Babenberger und Habsburger durch A. Lhotsky fallen ebenso einige Streiflichter auf die Archive der beiden Geschlechter7). Im zweiten Band seiner Ausgabe der Urkunden der Brixener Hochstiftsarchive wiederholt Santifaller in gedrängter Kürze seine bereits in der Einleitung des ersten Bandes festgehaltenen Bemerkungen über die Überlieferung dieser Stücke und läßt uns so an einem konkreten Beispiel einen Typus des kirchlichen Archivwesens sinnfällig werden8). Aber auch die Stadtarchive konnten sich vor der großen Bruchlinie der Aufklärung vielerorts starker Fürsorge erfreuen. Die Reichsstadt Heilbronn hat sogar 1767 ein eigenes Archivgebäude errichtet9). Es war eben eine Zeit, da diese Gelasse noch eine reiche Fülle von Rechtstiteln in sich bargen, ehe die Erschütterungen des Zeitalters der französischen Revolution darüber hinwegbrausten. Ja, um solche „Iura“ zusammenzutragen, unternahm man denn auch schon in früher Zeit weite Archivreisen, wie Mitis an einem Fall aus dem Jahre 1549 im Zusammenhang mit dem Streit um die Zu­gehörigkeit der Bistümer Metz, Toul und Verdun zum Reich dartut10). 4) Zur Archivgeschichtsschreibung, Archiv f. Kulturgesch. 32 (1944), 288—293. 2) Archieven en bibliotecken in het oud Nelije oosten (1942). 3) Gli archivi dell’antica Roma nell’ etä Republicana. Archivi, 7 (1940), 7—47. 4j R. Koss-O. Bauer, Archiv korány ceské I, Dejiny archivu = Cesky zemsky Archiv, 1 (1939); 499 S. 5) Die Briefe der Feste Baden (1941). *) Das habsburgische Archiv in Baden. Zeitschrift f. schweizerische Geschichte 23 (1943), 169—200. 7) Festschrift des Kunsthistorischen Museums in Wien, II/l: Geschichte der Sammlungen (1941—1945). 8) Santifaller-Appelt, Die Urkunden der Brixener Hochstiftsarchive, II/l (1941), S. XXXIIF-XXXV. 9) Krusemarck, Das Stadtarchiv Heilbronn als Quelle deutscher Familien- forsehung. Familiengeschichtliche Blätter, 38 (1940), 3—10. 10) Eine Archivreise nach Verdun 1549 im Kampf der Reichsregierung um die deutsche Westgrenze. Elsaß-lothringisches Jahrbuch, 19 (1941), 159—204.

Next

/
Oldalképek
Tartalom