Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 1. (1948)

SANTIFALLER, Leo: Quellen zur Geschichte des spätmittelalterlichen Ablaß- und Reliquienwesens aus schlesischen Archiven

22 Leo Santifaller auch mit dem Ablaß- und Reliquien wesen beschäftigt. So hat er um das Jahr 1487 sämtliche Ablaßurkunden in ein eigenes, hübsch aus­gestattetes Kopialbuch, das sogenannte Indulgenzregister1) ein­getragen und hat darüber hinausgehend versucht, den urkundlichen Stoff durch Verzeichnisse nach Festtagen, Kapellen und Altären auch inhaltlich auszuwerten 2). Im folgenden sollen nun diese wertvollen und aufschlußreichen, bis jetzt fast völlig unbeachtet und unbekannt gebliebenen Quellen ver­öffentlicht und so der Forschung zugänglich gemacht werden. Diese Quellen sollen die gehaltvollen Beiträge Laslowskis3) über die Kreuzablässe des 14. Jahrhunderts, über den Basler Unionsablaß von 1436, den Breslauer Johannesablaß von 1460 bis 1471, den Kreuz­ablaß gegen Georg von Podiebrad und über den Jubelablaß in Schlesien ergänzen und erweitern und neue Seiten in der Geschichte des schlesischen Ablaß- und Reliquienwesens aufzeigen, damit aber zugleich auch das in den übrigen Ländern des christlichen Abend­landes bis jetzt gewonnene Bild von der spätmittelalterlichen Ablaß- praxis und Reliquienverehrung ausbauen und vervollständigen. Auch hier, wie auf allen Gebieten der exakten Geschichtsforschung, ist es ja nur auf Grund intensivster Einzelforschung möglich, zu wirklich gesicherten und einwandfreien Ergebnisssen zu gelangen. Die ver­läßlichste Quelle aber ist bekanntlich die Urkunde, denn sie ist ja unmittelbar aus dem Rechtsleben des Alltages erwachsen und gewährt daher unvergleichliche Einblicke in die Wirklichkeit historischen Ge­schehens. Erst wenn wir einmal den urkundlichen Stoff bis ins ein­zelne kritisch gesichtet und durchgearbeitet haben, wird es möglich sein, mit Aussicht auf Erfolg die Institutionengeschichte, in unserem Falle also die Geschichte des vorreformatorischen Ablaß- und Re­liquienwesens, zu schreiben. Daher erscheint die Zugänglichmachung dieser schlesischen Geschichtsquellen, vor allem der Ablaß und Re­liquienurkunden des Vinzenzstiftes, die uns in einem so schönen ge­schlossenen Bestand überliefert sind, nicht nur vollauf gerechtfertigt, sondern sogar in hohem Maße geboten. 1) Vgl. darüber Santifaller, a. a. O. S. 277—294. 2) A. a. O. S. 282—294. 3) Ernst Laslowski, „Der Breslauer St.-Johannes-Ablaß 1400—1471". (Zeitschrift für Geschichte Schlesiens 60, 1926, S. 18—51.) — Ernst Laslowski, Beiträge zur Geschichte des spätmittelalterlichen Ablaßwesens. Breslau 1929.

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