Fekete Ludwig: Türkische schriften aus dem Archive des Palatins Nikolaus Esterházy (Budapest, 1932)
Einleitung
ganz individuellen Programme, das im direkten Gegensatz zum Programm Nikolaus Esterházys stand. Bethlens Ziel war ein sowohl vom König als auch vom Sultan unabhängiges Fürstentum Siebenbürgen, Die Politik des Palatins fand demzufolge in ihm einen starken Gegner, sie konnte zu Bethlens Zeiten zu keinem Erfolg führen, Ursache dessen war jedoch nicht bloss Bethlens Persönlichkeit, sondern eher noch die Stellungnahme der Türken, die sich begreiflicherweise ebenfalls in keiner Hinsicht mit dem Standpunkt des Palatins deckte. Von dem Augenblick an, da Sultan Sülejman nach der endgültigen Besetzung Ofens, im Jahre 1541, den östlichen Teil Ungarns dem Sohne seines „Schützlings" Johann Szapolyai, Johann Sigmund Szapolyai, übergeben hatte, war der türkische Standpunkt 150 Jahre lang — d. i. bis zum Ende der türkischen Herrschaft in Ungarn — der gewesen, dass der von Ungarn abgetrennte Teil — das siebenbürgische Fürstentum — eine erbliche Provinz des Sultans sei, über welche dieser nach Gefallen verfürgen dürfe. Dieser Standpunkt machte sich bei allen folgenden Thronbesetzungen unangefochten bis zum Ende des XVI, Jahrhunderts, bis Sigmund Báthory, geltend, dessen Angriff gegen die Pforte den ersten ernsthaften Versuch zum Sturze der türkischen Vorherrschaft darstellt. Der Versuch gelang jedoch nicht und die Pforte beendigte den Fünfzehnjährigen Krieg in einer im Wesen unveränderten Machtstellung. Die Pforte behandelte das schwache Fürstentum rücksichtsloser als das Königreich, das doch den unmittelbaren Schutz des Kaisers gemessen konnte. Gegenüber Siebenbürgen vertrat sie noch energischer die in altislamitische Zeiten zurückreichende politische Idee, dass der Padischah — der Kalif der grössten mohammedanischen Kirche — auf keine Festung Verzicht leisten dürfe, „in der bereits einmal das Freitagsgebet hutbe zum Lobe Allahs und zu Ehren des Kalifen gesprochen worden sei. Noch strenger aber hielt sie jenes Dogma der osmanisch-türkischen Schatzkammer fest, wonach der Steuerdefter, der in den ersten Jahren der Besetzung aufgenommen worden war, alle folgenden Zeiten — ob Krieg, ob Frieden — unverändert überleben müsse. Sie wollte Siebenbürgen ebenso konsequent schwächen wie Ungarn, wie jeden anderen Nachbarn, und hatte sogar ihre Mittel nicht geändert. Ganz schablonenmässig und mit derselben alten Methode steuerte sie auf ihr Ziel los, auf die Schwächung Siebenbürgens, auf die weitere Verminderung und Auflösung seiner Kräfte.