Domanovszky Sándor: József nádor iratai II. 1805-1807. (Budapest, 1929)
1806
Eine erneuerte Feindes-Gefahr, eine Widerhohlung obiger Umstände würde in dem jetzigen Augenblicke, bey der in dem Geschäftsgange noch herrschenden Verwirrung eine so vollkommeneund schnelle Stockung der Stdatsgeschäfte verursachen, daß notwendigerweise die Existenz des Staates, bey der hierüber ohnehin geänderten allgemeinen Stimmung compromittirt würde. Einen weniger auffallenden, aber durch seine anhaltende Dauer eben so nachtheiligen Einfluß auf die Staatsverwaltung und vorzüglich] auf ihre oberste Leitung bewirkten die äusseren Verhältniße dadurch, daß die häufigen und schnellen Veränderungen,, welche in selben seit 6 Jahren erfolgten, das Oberhaupt des Staats in die Nothwendigkeit versetzten, seine verdoppelte Aufmerksamkeit und den größten Theil seiner Zeit derselben und den damit engverbundenen Finanz- und Militair-Geschäften zu widmen, mithin ihn von denen übrigen Staats-Geschäften abzogen, welche deinezu Folge vernachlässiget wurden und in eine immer größere Verwirrung und Rückstände verfielen. Diese Folge obiger Verhältnisse, welche nicht verschwiegen bleiben konnte, wirkte von dem ersten bis auf den le'zten Staatsbeamten dadurch, daß jeder in der Ueberzeugung, daß wegen selber dieStaats-Geschäfte notwendigerweise gehemmt werden müßten, im Diensteifer, in der Arbeitsamkeit nachließ und nur in so weit die Pflichten seines Dienstes erfüllte, als es nothwendig war, damit die Geschäfte nicht gäntzl[ich] ins Stocken geratheten, und damit er für seine Nachlässigkeit nicht zur Verantwortung gezogen werden könjie. Nicht minder wesentlich] trugen die seit einigen Jahren so merkl[ich] veränderte inneie Verthältnisse des Staats zu denen Gebrechen, welche sich in der öffentlichen] Verwaltung und in dem Gange der Geschäften zeigten, bey. Einem aufmerksamen Beobachter und Mitarbeiter in letzteren kann unmöglich] der Unterschied, welcher zwischen denen innern Verhältnissen des Jahres 1795 und jenen des gegenwärtigen Jahres 1806 obwaltet, der Einfluß, welchen dieser Unterschied auf die Staatsverwaltung hatte, entgehen. Die Aufstellung einer Vergleichung der vorzüglichsten Puncte derselben wird dieses noch deutlicher erweisen. Obwohlen der Türkenund der schon seit einigen Jahren fortdauernde französische Krieg dem oesterreichischen Staate bis im Jahre 1795 tiefe Wunden durch Verminderung seiner Bevölkerung, durch Schwächung seines Finanz-Zustandes gesehlagen, so hatten doch diese Kriege keine grössern Unglücksfalle nach sich gezogen, sie hatten nicht die Consistenz der Monarchie erschüttert, nicht die traurige Nothwendigkeit hervorgebracht, wiederhohlte, nachtheilige FinanzOperationen zu Fortsetzung derselben machen zu müssen. Dem Staate blieben noch viele unbenutzte Ressourcen übrig,, und da der Krieg ferne von seinem Mittelpuncte geführt wurde,,