Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)
1803.
Euer Majestät zu benutzen. Dieses könnte vielleicht gegenwärtig einen desto größern Erfolg haben, da der Kaiser Alexander sich seit der letzten Gedächtnißfeyer erkläret, daß er in Zukunft alle Geschäfte, welche bishero durch den Canal seiner Minister gegangen, selbst verhandeln und entscheiden und sich dabey der Minister nur als Werkzeuge zu Ausführung seiner Willensmeynung bedienen wolle. Der Kaiser ist Euer Majestät persöhnl. attachirt und hat seit der Rückkunft des Grosfürsten Constantin eine sehr gute Meynung von dem jetzigen Zustande unserer Armee, welche hier als gäntzl. zu Grunde gerichtet und desorganisirt ausgeschrien war, gefaßt. Er erkennt mit dankbarem Herzen alle Gnade und Freundschaft, die Euer Majestät für den Großfürsten gehabt haben und scheinet es darauf angetragen zu haben, dieses durch die gnädige Art, mit der er mich behandelt, zu erkennen zu geben und wo mögl. darinn noch es Euer Majestät zuvorzuthuen. Auf seinen Befehl ist morgen bey mir Cercle, wo der gantze hiesige Adel und die fremden Minister erscheinen werden; diese und andere Auszeichnungen, mit denen er mich beehret, haben das Corps Diplomatique hier sehr aufmerksam gema&ht, welches in meiner Ankunft eine politische Sendug zu erkennen glaubt; ieh werde dahero trachten eine entgegengesetzte Sprache zu führen, um ihnen diese Idee, wo mögl. zu benehmen. Von einer Reise des Kaisers nach Odessa und an das Schwartze Meer wird zwar viel gesprochen, aber bis jetzt ist noch nichts darüber bestimmt; ich habe hin und wieder etwas davon fallen lassen, daß Euer Majestät vielleicht heuer oder aufs Jahr nach Lemberg kommen würden, und daß bey dieser Gelegenheit ein großes Exercier Lager daselbst seyn würde und zweifle nicht, daß es dem Kaiser zu Ohren gekommen seyn wird, welcher gewiß wünschet unsere Truppen versammelt zu sehen, ich erwarte dahero nächster Tagen darüber von selbem angesprochen zu werden. Sollte dieses geschehen und er einen Wunsch zeigen, daselbst mit Euer Majestät zusammenzukommen, so werde ich selbes durch einen eigenen Kurier Euer Majestät hinterbringen, um die weitern Befehle von Ihnen zu empfangen. Die regierende Kaiserinn 1 zeichnet mich auch sehr aus, und ich suche sie zu cultiviren, obwohlen ich nicht glaube, daß sie einigen Einfluß in denen Geschäften nimmt. Zwischen ihr und der Kaiserinn Mutter bestehet eine Spannung, welche ein jeder, obgl. vorzügl. letztere selbe zu bedecken sucht, leicht erkenen kann. Darüber werde ich, sobald ein längerer Aufenthalt allhier mich im Stand gesetzt haben wird, etwas bestimmtes zu wissen, Euer Majestät mehrere Aufschlüsse geben. Die Kaiserinn Mutter, welche mich wie ihren eigenen Sohn behandelt, ist Euer Majestät herzl. zugethan. Ihre Gesundheit ist wieder gäntzl. hergestellt und sie lebt bis auf die oberwähnte Spannung mit der regierenden 1 Károly Lajos badeni nagyhefceg leánya, Lujza, orosz nevén Elisabeth Alexievna.