Domanovszky Sándor: József nádor iratai I. 1792-1804. (Budapest, 1925)

1795.

die viele zu den lezten Zeiten zum Schaden ihres Vaterlands ver­fallen sind. Flöße der Nazion ein blindes Vertrauen in ihre Regierung ein, die sie durch genaue Befolgung ihrer Gesetze nur glücklich zu machen suchet. Denn die Gesetze sind gut, werden aber von den Bösen verdrehet. Du kanst Mir und mußt Mir so oft mögüch schreiben über die Geschäften des Landes nebst dem, was Du durch den Weg der hungarischen Kanzlei ohnehin berichten wirst, nachdem Du Mich dadurch von vielen unterrichten kannst. Auch da Du noch nicht die Erfahrung hast, wird es gut sein, daß Du vor Entscheidung wichtiger Gegenstände Meine Meinung darüber einholest. Überhaupt wirst Du Dich bis zur Erlernung des Dienstes an jene Personen halten können, mit denen Ich Dich umgeben habe; es sind Leute von Rechtschafenheit, sie werden Dich gewiß gut lenken, und solltest Du ja einer andern Meinung als sie in einigen Geschäften sein, so kannst Du Dich mit ihnen darüber unterreden. Es wird auch gut geschehen, daß Du es in allen Angelegenheiten tuest, bevor Du Deine Meinung öffentlich äußerst, wenigstens in so lange, bis Du die nötige Erfahrung gesammelt haben wirst. In Hungarn giebt es Sekten aller Art, als Freimaurer, Hlumi­naten etc., nicht allein, daß Du sie verabscheuen mußt, sondern Du mußt derlei Leuten, ohne sie zu verfolgen, nachspüren und sie alle nach und nach von Staatsdiensten zu entfernen suchen. Seie übrigens sehr fleißig in Befolgung Deiner Standespflichten, höre Jedermann an, betreibe die Geschäften, halte strenge Gerechtig­keit, wache auf die Einigkeit im Lande und in den Komitaten, ent­ferne allen Parteigeist und Unruhstifter und wache auf die genaue Befolgung der Gesetze, so wird alles gut gehen. Du hast einen Bruder zum Vorfahrer gehabt, der jünger und mit weniger Erfahrung in Deinem Dienst, und zwar in den gefähr­lichsten Zeiten getreten ist. Er hat sich ehren, fürchten und lieben gemacht, und hat bloß den Dienst des Staats und seinen Souverain vor Augen gehabt, so daß er der beste Staatsdiener von allen, die Ich habe, gewesen ist. Bewerbe Dich also ihm zu folgen, zähle auf Mich und auf einen liebenden Bruder, wenn Du gut dienest; widrigens, welches Ich gar nicht vermuten kann, auf einen sehr strengen Herrn, der Dich keinen Augenblick auf Deinen Posten zum Schaden des Staats lassen wird. Empfange diese Ermahnungen, die Ich Dir als Vater vor dem Abgange aus unserem Hause gebe, und lese sie öfters, vieles davon habe Ich aus eigener Erfahrung, alles aus dem Wunsche Dich glück­lich zu sehen, zusammen gesetzet. Schönbrunn, den 8-ten August 1795. Franz m. p.

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