Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)
VORWORT von dr. Desiderius Csanki
VORWORT Türkische Völkerschaften (Bulgaren, Kasaren, Petschenegen, Rumänen, Osmanlitürken u. s. w.) haben auf das Leben der ungarischen Nation so entscheidenden Einfluß ausgeübt, wie sonst nur das Christentum und vielleicht das Deutschtum. Dieser Einfluss beginnt Jahrhunderte vor der Einwanderung der Ungarn in Europa und erneuert sich immer wieder bis zu der letzten Berührung mit den Osmanlitürken. In dem jahrhundertelangen schweren Kampf, der Ungarn die undankbare Aufgabe der Verteidigung des Westens gegen den Türkensturm aufbürdete, büsste das Ungartum einen grossen Teil seiner geistigen und materiellen Kräfte ein. Es ist daher verständlich, dass die im letzten Jahrhundert heranwachsende ungarische Wissenschaft ein besonderes Interesse dem historischen Teil der turkologischen Studien widmete. Kaum hatte man den zu objektiver Betrachtung nötigen Zeitabstand von den Ereignissen gewonnen, kaum begann um Hammer-Purgstall, den Vater der türkischen Geschichtsschreibung (sein Hauptwerk erschien 1827J33, in zweiter Auflage 1834J36), die wissenschaftliche Erforschung der türkischen Geschichte einzusetzen, da sehen wir schon Anton Gévay, Geheimarchivar des k. u. k. Hauses und Hofes und Stuhlrichter des Komitates Győr, am Werk. Er hat die ersten teilweise türkisch herausgegebenen, zweifellos auch heute noch wertvollen Urkundenbücher veröffentlicht, nämlich: Az 1625. évi gyarmati békekötés cikkelyei (Die Artikel des Friedens von Gyarmat im J. 1625), Bécs (Wien) 1837. Az 1627. évi szönyi békekötés cikkelyei (Die Artikel des Friedens von Szöny im J. 1627), Bécs 1837. Urkunden und Aktenstücke zwischen Österreich, Ungarn und der Pforte im 16. und 17. Jahrhundert, /—//., Wien 183842. Gévays Werk blieb ein Bruchstück und ist heute noch unvollendet. Aber die ungarische Akademie der Wissenschaften betrachtete seinen Plan als ihr eigenstes Erbe und gab den Auftrag zu weiterer Sammlung und Übersetzung des Quellenmaterials in türkischer Sprache. Nach vorbereiten der Arbeit über anderthalb Jahrzehnte begann 1863 die Urkundenserie der „TörökMagyarkori Törté nelmi Emlékek", d. h. der Historischen Denkmale der türkischungarischen Zeit zu erscheinen, deren erste neun Bände in zehn Jahren von Áron Szilády, reformirtem Geistlichen zu Halas übersetzt, herausgegeben wurden. Dann folgten in derselben Serie die Autoren („írók"). Josef Thury, Gymnasialprofessor in Nagy kőrös und Emerich Karácson, ehem. katholischer Pfarrer, übersetzten in fünf Bänden die auf Ungarn bezüglichen Stellen aus sechzehn türkischen darstellenden Geschichtsquellen (Der Anonymus von 1486, Nesri, Tursun, Sa'deddin, Kemälpasazade, Sülejmäns Tagebücher, Lütfi Pasa, Ferdi, Dzelälzäde Mustafa, Sinän Caus, Kjatib Mehmed, Kocí Bej, Evlia Célebi, Ibrahim Pecevi, Kjatib Öelebi, Naimä) und machten diese so der ungarischen Geschichtsforschung zugänglich. In der Übersetzung des Arztes Anton Velics erschienen zwei starke Bände der überaus angabenreichen Defters (Magyarországi török kincstári defterek, fordította lászlófalvi Velics Antal, bevezetéssel ellátta Kammerer Ernő, 1886 und 1890) und das RákócziUrkundenbuch des erwähnten