Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

DIPLOMATISCHER TEIL

6. Verordnungen und Schreiben der Tatarhäne. 77. Geistliche Urkunden. Hieher gehören die durch die Kädis im Namen des Medzlis" 1 ser' aus­gefertigten Urteile, das Vakf-näme und das Fetvä. I. WELTLICHE URKUNDEN. DIE SULTANSURKUNDEN. a) DER NAME- UND HÜKMTYPUS. Die ständigen Teile des Textes einer Urkunde nannten die Türken deren Säulen oder Pfeiler (rufen ¿0 plur. erkjän o^jO- Ihre Zahl und Form ist nach der Art der Urkunden verschieden. Die unwichtigeren Schriftstücke ruhten auf weniger und minder prächtigen Säulen als die feierlichen und textlich komplizierten. invocatio. Jede Urkunde, oder vielmehr alles Geschrie­bene beginnt mit der Invocatio, die in den meisten Fällen ganz oben am Papier steht. Die Invocatio der weltlichen Urkunden ist kürzer und einfacher als die der geistlichen. Die Invocatio hatte einen arabischen Namen: da'vet (CJJ&S) 1 'Anrufung* (d. i. Gottes) um Bei­stand. Die In den Urkunden kommen zweierlei Da'vet­Arten der invocatio. formein vor. Eine besteht aus einem oder nur aus einigen Wörtern, die andere aus einem längeren, manchmal mehrere Zeilen unfassenden Gebet. Die erste begnügt sich mit der Erwähnung des Na­mens Gottes, eventuell mit einigen Beinamen; die andere fleht ausserdem den Propheten und die vier ersten Khalifen um Vermittlung an. Die am meisten gebräuchliche Form war die erstere. Sie besteht aus dem Worte hüv, hüve (y> 'Er', d. i. der Gott). Auf vielen Urkunden finden wir nur die Abkürzung davon: den ersten Buchstaben, in Ta'liktypus geschrieben. Seit Ende des 17. Jhdts kommt die in Privat­briefen auch heute noch gebräuchliche Form (a •) vor. 2 Beispiele der Feierliche Urkunden (Majestätsbriefe, Frie­Invocatio. densverträge) leitete man mit einer längeren Invocatio ein, z. Bsp.: Allst;-- «i)t j* 'Er, der zu preisende Gott'; AiUe^- AÜI JLJ* A)J1 'der erhabene Gott, Er, der zu preisende Gott?; 1 o^«Xt ¿¿31 yj»}\ j* 'Er, der Allmächtige, der Reiche, der reich Machende, der Helfer'; «jcll S^ÄJI JJ £-LiJ! «UJI 'Er, der siegreiche Gott, Besitzer der Kraft, der Mächtige'; und weiter unten noch die Besmele: ^>-J\ AI)1 <im Namen Gottes des erbarmenden, gnädigen'; f>LJI Ü »JSJÜ\ dlUI y> 'Er, der König, der Allerheiligste, das Heil'; jj^J * j *»*}\ J\ AÜI 'im Namen Gottes, des barmherzigen, des gnädigen, und in ihm ist meine Zuversicht'; (Jjl j ¿^-1 pjjL&db j A)JI 'die Erwähnung Gottes ist das Grösste und zu Beginn das Rich­tigste und Höchste;' I j^Jlc AJJi 'mit der erhabenen, unendlichen Hilfe der Majestät Gottes — dessen Hilfe uns beistehen und dessen Gnade ausströmen möge — und unter Mitwirkung der Wunder der Freude des Weltalls, der Krone der Geschöpfe, des (von Gott) auserkorenen Mohammed, — Gott segne ihn und schenke ihm Heil — und der seligen Seelen seiner vier Freunde, d. i. Abu Bekirs, 'Omers, 'Osmäns und 'Alis — Gottes Wohlgefallen schwebe über sie alle!'; All i^jLJjl LJ-W?" J 2 ^p\ U>^*-H pfU* AÜt 'mit Hilfe der Majestät Gottes — dessen Wort zu uns kommen möge — und mit Unterstützung der Wunder der Sonne des Himmels der Pro­pheten, des Sternes des Gestirnes der Hochherzig­keit, des (von Gott) auserkorenen Mohammed und seiner vier Freunde, d. i. Abu Bekirs, 'Omers, 'Osmäns und 'Alis — Gottes Wohlgefallen schwebe über sie alle — und sämtlicher Evliäs'. 1 Kraelitz nennt die Invocatio tahmld Ju**~ oder temdzid Juart. (S. 12.) 2 Wien, St. A. Turcica, Urkunden, 30. November 1686. 1 Die meisten von diesen Beinamen sind den 99 Beinamen Gottes aus dem Tesbih entnommen. 2 Das Wort AJi\ ist überflüssig.

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