Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)

PALÄOGRAPHISCHER TEIL

öfters nur den Spruch, nicht den Namen des Inhabers. 1 Ausser dem Text gravierte man auf die Siegel Schmuckmotive arabischen und griechischen Ur­sprungs (naks' 1 'arabi j,^ i jJü, naks 1 rümi <JJS), dann Pflanzen, Tiere (Falken, 2 Löwen) und Waffen (Schwert, 8 zweischneidiges Schwert: z.ü­1-fikär, 4 Bogen, Keule 5 ). Ein menschliches Gesicht fand ich zuerst auf dem Siegel der Urkunde des Karlowitzer Friedens (1699), der Inhaber des Sie­gels ist indes kein Mohammedaner, sondern ein christlicher Grieche: Maurocordato, türkischer Beauftragter bei den Karlowitzer Verhandlungen. 8 Die Stelle Auf eigenhändig unterschriebenen Schrift­des Siegels. stücken der übrigen Beamten brachte man das Siegel gewöhnlich auf der Rückseite, an der der Unterschrift entsprechenden Stelle an, mutmasslich zum Beweise dafür, dass die Unterschrift (oder der Name) wirklich der des Inhabers des Siegels ist. Kamen mehrere Siegel auf eine Urkunde, so setzte man sie gewöhnlich auf die Mitte der Rück­seite. 7 Höchstens eines befindet sich in der linken unteren Ecke. Bei Gruppen eigenhändiger Unter­schriften finden wir die einzelnen Siegel unter dem entsprechenden Namen. 8 Das Siegel- Das Siegelwachs (mühür mumi \Jy ^) war wachs. wohl bekannt, doch diente es nur zur Schliessung von Sendbriefen. Nun ist das Wachs vom Papier losgebrochen, indessen zeigen die Spuren, die daran geblieben sind, dass das Siegelwachs eine 1 Siegellegenden und Wiedergaben einiger Faksimiles sind zu finden bei Josef v. Hammer: Abhandlung über die Siegel der Araber, Perser und Türken, Wien 1849 (Denkschriften der kais. Akademie). Die meisten hier angegebenen Siegel sind aus dem XVIII. und XIX. Jhdt. Neuerdings zeigt Riza ef. Muderizovic in seiner Abhandlung „Nekoliko muhurova bosans­kih valija" (Glasnik XXVIII. 1. u. ff.) die Siegel von 44 bosni­schen Välls. Von diesen sind die ersten acht aus dem XVII. Jhdt, die übrigen aus der neueren Zeit. Einfachere Siegel werden in Hagopians türkischer und Becks neupersischer Gram­matik (Methode Gaspey-Otto-Sauer, Verlag Groos, Heidel­berg) mitgeteilt. 2 Auf den Siegeln der Paäas von Buda, Sokollu Mehmed, Mustafa und Murtedä. 3 Auf dem Siegel c Alls, Bejlerbejs von Buda, 1606, 1615. 4 Auf dem Siegel Murtedäs, Bejlerbejs von Buda, 1627. 6 Auf dem Siegel Mehmeds, Bejlerbejs von Kanizsa, 1621. 6 Wien, St. A. Turcica, Urkunden. 7 Auch das Siegel des Sahs von Persien steht mitten auf der Rückseite (Wien, St. A. Turcica, Urkunden; Archivio di Venezia, Turcica). 8 Die Urkunden des Friedens von Szöny und Gyarmat (Wien, St. A. Türe. Urk.) kleinere Oberfläche hatte als das damals ge­bräuchliche Siegel. Daher ist es unwahrschein­lich, dass es einem solchen zur Grundlage diente. Auch kann man auf den noch vorhandenen Wachs­stücken nur selten reliefartige arabische Buch­staben wahrnehmen. 1 Den „feinen roten Siegellack" (kirmizi mektüb mumi für die Schliessung der Sendbriefe stellte man her durch sorgsames Ver­mischen von 20 Dirhem Gummilack («S^U^i), 5 Dirhem weissem Mastixharz (SSx^ c^Lrf), 5 Dir­hem Kampfer, 2 Dirhem Alaun, 5 Dirhem Vene­tianer Terpentin ( iS ~j»J ¿1 Jü j) und etwas roter Farbe. 1 DAS VERPACKEN DER SCHRIFTSTÜCKE. Die Schriftstücke wurden am unteren Rande beginnend gerollt; die so entstandene Rolle drückte man zusammen. Bei diesem Verfahren kommt beim Entrollen zuerst der obere Teil, also der Anfang des Textes, wo sich — auf gross­herrlichen Briefen, Verordnungen, Kopien, Kädl­Schriftstücken — der wesentliche Teil, die Be­kräftigungs- oder Beglaubigungsformel befand, zum Vorschein. Dieses Verfahren hatte noch andere Vorteile. Der oberste Teil blieb nämlich immer unbeschrieben, da oben ein Respektsraum frei blieb. Dieser leere Raum bildet nun die äusserste Lage und schützt so die Schrift vor schädlichen Einflüssen. Viele türkische Urkunden­texte des Archivs der Stadt Gyöngyös sind dank dieser Packung unversehrt geblieben. Grossherrliche Briefe an auswärtige Herrscher Die Kise. wurden seit dem 16. Jhdt in Säckchen versandt. Zu Ende des Jhdts nahmen sogar Verordnun­gen an Städte und andere Korporationen diese Packung an. 3 Die Säckchen (kise bestanden in ihrer gewöhnlichen Ausführung aus Atlas (,j~AM)» in feinerer aus Seide (ipek ¿^„0; vergoldete, brokat­artige Ausführungen nannte man dlbä (L--0, seräser (j~>\Es waren auch besonders feine, in Europa erzeugte (*uL£jI eJ^JJ^ j ilßl colc) 1 Wien, St. A. Turcica, Urk. 16. Febr. 1606., 1617. 2 RisSle­1 ahväl-' ähär u. s. w. 3 Archiv der Stadt Debrecen, Turcica.

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