Ludwig Fekete: Einführung in die Osmanisch-Türkische Diplomatik der Türkischen Botmässigkeit in Ungarn (Budapest, 1926)
PALÄOGRAPHISCHER TEIL
chen DlvHni nur wegen ihrer Dichte unterschieden werden. Bei den Osmanlitürken wurde diese Schriftart in ausserordentlich feierlichen Urkunden verwendet. Eine zweite Spielart ist der Klrma dlvarii (JlJ>J d. i. ein mit Kirmaeigenschaften durchsetzter Dlvänl. Ausser den Eigenschaften des Divänitypus macht die Vernachlässigung der diakritischen Punkte den Typus sehr schwer leserlich. Die Defters des Kujüd' divanije sind bis a. H. 1200 (= a. D. 1785/6) darin abgefasst. 1 Vereinzelt wurde er zu verschiedenen Zeiten in Aufschriften verwendet. 2 Der Rik'a (hatt 1 rik'a -uäj ii- haff' rika JaLi¿6J) gehört zu den jüngsten Schrifttypen. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jhdts findet er im Fürstentum Zi-l-kadrlje weitere Verbreitung." Den Namen des Schöpfers hat die Tradition nicht erhalten. Da ihn namentlich die Osmanlitürken gebrauchten, sahen ihn die Araber für eine barbarische Schrift an und verachteten ihn. Freilich hat er sich unter der Türkenherrschaft auch bei ihnen verbreitet. 4 Der Rik'a ist der einfachste Typus der arabischen Schrift. Er zieht die Zackung der Buchstaben, z. Bsp. in der Smgruppe (—, .£») zusammen; ferner werden die doppelten diakritischen Punkte durch einen horizontalen Strich, die dreifachen durch einen nach unten offenen Winkel ersetzt. Da er Gebrauchsschrift war, gestattet er viele Bindungsmöglichkeiten und übernimmt auch solche anderer Typen, z. Bsp. des Diväni. Das inlautende Mim (*.) wird durch Senkung angezeigt. Der Bogen des Vav (j) reicht fast so herauf, wie beim Kaf (3). Sporadisch werden die Silben oberhalb der vorhergehenden geschrieben. Bei den Osmanlitürken verwendeten ihn Privatpersonen und niedrigere Ämter, die nicht über Kenner der feineren Schriftarten verfügten. In Aufschriften, auf Siegeln und Münzen kommt er selten vor. In den Mektebs gab es für den Rik'atypus 1 TOEM I. 65. 2 TOEM I. 331., II. 413. 3 Ebda VII. 90. • EI I. 404. einen besonderen Lehrer. Der Buchdruck verwendet ihn neuerdings zum Hervorheben einzelner Stellen; er spielt also dieselbe Rolle wie in der lateinischen Typographie die Kursiva. Die arabische Schrift hat ausser den von Osmanlitürken offiziell gebrauchten Schrifttypen noch mehrere Abarten, die nur in einzelnen Perioden, vielleicht nur auf begrenzten Gebieten oder für bestimmte, vorgeschriebene Stoffkreise verwendet wurden. Ausserdem gab es noch manche feierliche Schriftarten, wie z. Bsp. den dicken, auf beiden Rändern gezackten herze (ojj), den mit Verzierungen ausgeschmückten Gülzär j'JO, den TäUs (^fjüc 'Pfau'), dessen einzelne Buchstaben einen Pfau in verschiedenen Stellungen (stehend, liegend, fliehend, kauernd u. s. w.) darstellen. 1 Die bisher behandelten Schrifttypen waren Der Ma&riblmeist im Osten, d. i. in den Zentralstaaten des t ypm ün£ / Islam, in Gebrauch. Die nordafrikanische Küste Spiei bildete dagegen ein abgesondertes Schriftgebiet; seine Schrifttypen wurden von Ibn Haldün (a. H. 732—808., a. D. 1332—140(), nach ihrer Lage zum Mittelpunkte des Islam, magribf (dtj** 'westlich*) genannt. Eine hier ausgebildete Hauptart hiess kairavani (J(JJ^), weil sie von Kalravän (Tunis), der grossen heiligen Stadt, einem Mittelpunkte der Wissenschaft und des politischen Lebens, ausstrahlte. Dieser Typus dehnte sich über die afrikanische Nordküste aus, wurde bald auch in Spanien heimisch und entwickelte sich dort unter örtlichen Einflüssen zum andalusischen und cordovanischen Typus. Die von den Spaniern verdrängte arabische Kultur fand in Fes ein neues Heim. Den dort entstandenen Typus nennt man Feser Typus. Die gebräuchlichsten der noch jetzt verwendeten Zweige des Magribitypus sind der tunesische, algerische, Feser und der bis ins 13. Jahrhundert zurückführende Timbuktu- oder Sudantypus. Der letztere schliesst durch Vermittlung des von Ägypten südlich sich verbreitenden Nesih wieder an die östlichen Typen an. 3 1 Beispiele dazu s. bei Huart. 2 Schöne Beispiele findet man bei Moritz (Arabic Palaeography, Cairo, 1905.). 3 Hablb, 14. Eine Aufzählung der Schrifttypen der ägyptischen Kanzlei s. EI I. 404.