Erzsébet Fábián-Kiss: Die ungarischen Ministerratsprotokolle aus den Jahren 1848–1849 (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 29. Budapest, 1998)

Ministerratsprotokolle

denden Maßnahmen aus seiner Amtsbefugnis heraus veranlassen; dabei soll er die beabsichtigte Beschlagnahme von Privatbriefen vermeiden. 8 2. Paul Madocsányi, Edmund Szentiványi und Josef Justh werden durch den Ministerpräsidenten damit beauftragt, die Komitate Arva, Liptau, Turóz, Trentschin und Neutra wie ebenso auch die benachbarten Gebiete im Auge zu behalten; und wenn sie gründliche Kenntnis von in schuldhafte Richtung ge­henden Bewegungen erhalten sollten, sollen sie dem Ministerpräsident unver­züglich berichten und auch bis dahin das Volk auf jede Weise beruhigen. Ludwig Beniczky soll durch den Ministerpräsidenten gleichfalls aufgefordert werden, sich in Schemnitz aufzuhalten, und wird einen ähnlichen Auftrag erhalten. 9 3. Für Schemnitz und Umgebung, für Arva, Liptau, Neutra und das Waag­Gebiet von Trentschin wäre ungarisches Militär und kein slawischsprachiges nötig; wenn es ginge, zwei Regimenter, und zwar das eine auf jeden Fall Kaval­lerie. Dieses Militär könnte man aus Galizien heranziehen, da dort ungarischspra­chige Regimenter dem Oberungarn am nächsten stehen. Die Versorgung des so zu beschaffenden Militärs wird in diesen Komitaten überall durch das Ärar erfolgen, und in dieser Hinsicht muß durch das (kgl. ung.) Provinzialkommis­sariat 10 die nötige Maßnahme getroffen werden, sowie bekannt ist, daß die Herbeischaffung des Militärs tatsächlich angeordnet wird. - Außenminister [sie!] Fürst Esterházy wird aufgefordert, die Herbeischaffung der betreffenden paar ungarischsprachigen Regimenter aus Galizien so bald als möglich zu bewerkstelligen. ­11 Damit im Zusammenhang 4. Nachdem das Ministerium davon überzeugt ist, daß von der Ruhe des auch an Ungarn grenzenden Galizien auch die Ruhe der übrigen Erbländer, aber viel mehr noch die Ungarns abhängt, wird Fürst Paul Esterházy aufgefor­dert, die österreichische Regierung neben den vorliegenden Umständen darauf aufmerksam zu machen, daß die Ruhe in Galizien am zweckmäßigsten so zu garantieren wäre, wenn die Nationalgarde mit besonderer Berücksichtigung des polnischen Elementes so bald wie möglich bewaffnet wird und zugleich die Urberiallasten ordnungsgemäß beseitigt werden; dadurch wäre beim ganzen Volk jene Interesseneinheit zu erreichen, von der allein in den Stunden der Not die erforderliche Kraftentfaltung zu erwarten wäre. - Bei diesen Mahnungen soll Fürst Esterházy auch auf die gegenwärtigen Verhältnisse der Provinzen an der Donaumündung eingehen, wo die für das russische Interesse vorteilhaften neuesten Bewegungen gerade eine ungünstige Rückwirkung auf Ungarn und so auf die gesamte Monarchie haben können und, falls sie immer mehr zuzu­nehmen scheinen, auch besonders mit der Beachtung des in Wien sitzenden Gesandten der Regierung Englands rechnen könnten. 12 II. Hofrat Czillich hat dem Palatin und königlichen Statthalter gemeldet, daß der neuernannte Banus von Kroatien, Baron Joseph Jellacic, solange man ihm seine Befugnis und amtlichen Aufgaben nicht zur Kenntnis gibt, auf kei­nen Fall nach Preßburg (wohin er gerufen wurde) kommen kann, um darüber mit dem Ministerium zu beraten. 13

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