Komjáthy Miklós: Protokolle des Gemeinsamen Ministerrates der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (1914–1918) (Magyar Országos Levéltár kiadványai, II. Forráskiadványok 10. Budapest, 1966)

Protokolle

zunächst für gemünztes Gold, Gold in Barren und rohes Gold. Bei Schmuck­sachen dürften sich schon grössere Schwierigkeiten ergeben. Die Bestände an ausländischen Wertpapieren seien bereits aufgenommen worden; die Ausfuhr solcher Wertpapiere sei ausgeschlossen. Das Ergebnis in Kronen belaufe sich nach dem gegenwärtigen Kurse auf etwa 2.8 Milliarden, wovon sich ein Teil allerdings im Feindeslande befinde. Wenn daher ein Rest von einer Milliarde übrig bleibe, so sei das günstig. Dies bilde aber die letzte Reserve, mit welcher sehr vorsichtig umgegangen werden müsse, damit sie erst nach dem Kriege zur Verwendung gelange. Während des Krieges wäre sie nur zur Deckung ausländischer Anleihen heranzuziehen. Bei den Verhandlungen mit Deutschland seien eine Konsolidierung der schwe­benden Schuld und Zusicherungen für die Zukunft anzustreben. Man dürfe hoffen, dass Deutschland sich zu einem Entgegenkommen bereit finden und im Zusam­menhange mit den Handelsvertragsverhandlungen weitgehende Zugeständnisse gewähren werde. Um den Preis einer Zollunion wäre valutapolitisch sehr viel zu erreichen. Wenn man österreichisch-ungarischerseits auf dieses Gebiet nicht eingehen könne, so werde auch valutapolitisch der Erfolg ein geringerer sein. Der kgl. ung. Ministerpräsident glaubt, dass die obligatorische Heranziehung der Goldbestände lieber vermieden werden sollte, weil diese Mass­regel den schlechtesten Eindruck hervorrufen würde. Sie würde als ein letzter verzweifelter Schritt angesehen werden und wahrscheinlich nicht sehr viel ein­tragen. Was die Verwertung der ausländischen Wertpapiere anbelange, so sei zu berück­sichtigen, dass bei einer noch längeren Dauer des Krieges alles aufgeboten werden müsse, um den Goldbestand zu vermehren. Die Wertpapiere könnten viel mehr einbringen, als die Ausfuhr von Wein und Holz. Zur Verminderung der Kriegsauslagen sollte auch die Abgabe der von der Heeresverwaltung entbehrlichen Materialien herangezogen werden; die hiefür einlaufenden Beträge wären für militärische Neuanschaffungen zu verwenden. Es wären rechtzeitig Beschlüsse darüber zu fassen, was mit diesen Materialien nach dem Kriege zu geschehen hätte. Der k.u.k. Kriegsminister bemerkt zur Frage der Schuld an Deutsch­land, ob man nicht berechtigt sei, die Frage aufzuwerfen ob diese Schuld über­haupt abgetragen werden müsse, nachdem man den Krieg gemeinsam geführt habe. Es könnte dieser Frage ungünstig präjudizieren, wenn man hierüber jetzt verhandeln wollte. Bezüglich der Forderung nach erhöhter Sparsamkeit bei den Heeresauslagen ist der k.u.k. Kriegsminister in der Lage darauf hinzuweisen, dass seit seiner Amtsführung eine Verringerung dieser Ausgaben eingetreten sei. Von der Heeres­verwaltung seien mehr als anderthalb Milliarden der zur Verfügung gestellten Geldbeträge nicht abgehoben worden, die Bestellungen im Auslande seien auf das unbedingt Notwendigste reduziert worden und sie erfolgen jetzt immer mit Zustimmung der Regierungen. Den Preissteigerungen seitens der Lieferanten werde, soweit als möglich, entgegengetreten oder wenigstens eine Kontrolle ange­strebt, damit die Preise nicht zu hohe werden. Wegen der Verwertung des über-

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