Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Franz Martin: Die archivalischen Bestände des städtischen Museums Carolino-Augusteum in Salzburg

Übergabe der städtischen Urkunden durch den Bürgermeister Matthias Gsehnitzer im Jahre 1849 erwähnen. 1893 wurden sämtliche Archivalien der Stadtgemeinde an das Museum abgegeben.1) Den Urkunden des Museums wurde von jeher eine große Wert­schätzung zuteil. Leopold Spatzenegger veröffentlichte 1865 das Privilegien­buch oder eigentlich die Stadtprivilegien'2) und bald darauf ein aus dem Jahre 1680 stammendes Inventar des Stadtarchivs.3) Die Urkunden re­gistrierte in den achtziger Jahren der um die Salzburger Geschichts­forschung hochverdiente Willibald Hauthaler und fand in den folgenden Jahren in Professor Leopold Becker einen ebenso eifrigen Fortsetzer. Die Urkunden des Bürgerspitals bearbeitete der Stadtarchivar Ludwig Pezolt, der sich außerdem noch der entsagungsvollen Arbeit eines erschöpfenden Begisters hiezu unterzog. Alle Urkunden sind in Kuverts verwahrt und die Begesten zettelweise angelegt. Pezolt, der beste Kenner der Stadt­geschichte, hat ferner mit rastlosem Fleiß die Bürgerbücher von 1441 bis 1740 nach Namen und Berufe indiziert und diese wichtige Quelle dadurch erst bequem zugänglich gemacht. Nicht so gut war es um die übrigen Archivalien bestellt. Die buchförmigen Archivalien des Stadt- und Stiftungsarchivs waren, als der Herausgeber zum Fachausschuß für das Archiv ernannt wurde, durch mehrmalige Übersiedlungen in andere Bäume gänzlich in Unordnung geraten und mußten erst nach langwieriger Arbeit, bei der er vom Amtsdiener des Archivs der k. k. Landesregierung Johann Ehren­1) Über das Stadtarchiv in älterer Zeit ist nichts Näheres bekannt. Infolge der vielfachen Regierungswechsel, der Kriegsereignisse zu Anfang des 19, Jahrhunderts, der starken Einschränkung des Wirkungskreises der bürgerlichen Behörde und der Verlegung ihrer Amtslokalitäten hatte das städtische Archiv manche Wanderungen zu erleiden, wodurch es in Unordnung und wahrscheinlich ein nicht geringer Teil der älteren Akten in Verlust geriet. Schließlich wurden die wohl auch durch Skartierungen verringerten Bestände in zwei ebenerdigen Kellerräumen an der Salzachseite des Rat­hauses aufgeschichtet, wo sie wohl gegen Feuersgefahr, nicht aber auch gegen das Eindringen des Wassers bei Überschwemmungen geschützt waren, durch welche manche Aktenstücke zugrunde gingen. Nach mündlicher Überlieferung sollen die Hauptleute a. D. v. Schallhammer und Riedl, die beide sieh auf historischem Gebiete betätigten, in das Chaos der aufgeschichteten Akten einige Ordnung gebracht haben. Zu Ende der sechziger Jahre bemühte sich der städtische Kanzleidirektor Stöhr, der sich bei seiner früheren Verwendung bei der k. k. Landesregierung archivarische Erfahrungen er­worben hatte, durch entsprechende Faszikulierung und Aufstellung der Bestände das Archiv gebrauchsfähiger zu gestalten. In diesem Zustande hatte dessen Nachfolger L. Pezolt im Jahre 1873 das Archiv übernommen. Nachdem aber Ende der neunziger Jahre das städtische Armenamt wegen Mangel eines anderen Lokals in dem bisherigen Archivraum untergebracht werden mußte, wurden sämtliche Archivalien an das städti­sche Museum abgegeben. 2) Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 5, 146—240. 3) Ebenda 10, 17-24. Die arehiv. Bestände des städt. Museums Carolino-Augusteum in Salzburg. 251

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