Mitteilungen des K. K. Archivrates 2. (Wien, 1916)

Dr. Andreas Mudrich: Das Salzburger Archivwesen

14 Dr. Andreas Mudrieh. sichert, als bei drohender Feindesgefahr schnell eingepackt werden könnten. Schon nach anderthalb Jahren konnte Dillereinen ausführlichen Bericht über die Bestände der Bepositur nach Inhalt und Zahl und über den Vorgang bei dieser Arbeit an den Landesfürsten erstatten. Mit Hilfe des Geheimen Kanzlisten Emmert hatte er die gesamten Bestände bis auf einen ge­ringen Best im großen geordnet. Hiemit hoffte er den Beweis erbracht zu haben, daß er auch das Geheime Archiv einer Neuordnung zu unter­ziehen fähig sei. Er legte dem Erzbischof die Notwendigkeit dar, einen wirklichen Archivar anzustellen, der mit Hilfe eines Kanzlisten auch die Bepositur und die Manualregistratur zu besorgen hätte, und bat um Ver­leihung dieser Stelle. Neben der Archivarbeit erbot er sich, auch zu Kabinettsgeschäften sich verwenden zu lassen. Hieronymus lehnte jedoch diesen Vorschlag mit der ihn charakterisierenden Bemerkung ab, es handle sich dermalen nur um die Brauchbarmachung der Begistratur; über das Archiv werde er später seine Entschließung eröffnen: es könne »wegen seines seltenen Gebrauchs niemahlen als eine Hauptbeschäftigung für einen brauchbaren Geschäftsmann angesehen werden!« Diller, der keine Lust hatte, »seine juristischen Kenntnisse, die ihm den Lizentiatengrad verschafft hatten, auf ewig einem trockenen Mechanismus aufzuopfern«, wurde bei dem Personenwechsel, der anläßlich des Antrittes des neuen Hofkanzlers B. v. Bleul in der Hofkanzlei eintrat, mit der Bearbeitung der auswärtigen Angelegenheiten betraut und hiemit dem Archivdienst entzogen. An seine Stelle trat sein bisheriger Mitarbeiter, der Geheime Kanzlist Adam Josef Emmert, der nun zum Geheimen Begistrator er­nannt wurde (30. Dezember 1799). Über den Fortschritt der Arbeit mußte er monatlich an den Hofkanzler Bericht erstatten. Gleich anfangs des Jahres 1800 gab Hieronymus wegen neuerlicher Feindesgefahr den Befehl, das Archiv einzupaeken, diesmal aber nur die wichtigsten Ur­kunden auszuheben. Da dies aber wegen Zeitmangels nicht möglich war, wurde nur eine Umpackung des ganzen Archivs aus 160 in 60 größere Kisten vorgenommen (1800, Juni) und nur der wertvollste Teil auf einen Wagen verladen. Die Flüchtung vollzog sich zugleich mit dem Transporte des Hofstalles, der Hofküche und verschiedener Wertsachen auch diesmal unter der Aufsicht des Grafen Hermann Attems über Badstadt, Leoben, Gloggnitz nach dem gräflichen Wurmbrandschen Schlosse Schwarzau. Da jedoch die Stallungen daselbst für die große Zahl von Pferden nicht hinreichten, blieb Graf Attems über Winter samt dem ganzen Transporte in Wiener-Neustadt und übersiedelte erst im nächsten Jahre nach Schwarzau, wo das Archiv blieb, bis der Friedensschluß den Biicktransport nach Salzburg ermöglichte.1) D Archiv SXI, 44, 1; Hofkanzlei LXIII, 7.

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