Mitteilungen des K. K. Archivrates 1. (Wien, 1914)

Dr. Kasimir Kaczmarczyk: Das historische Archiv der Stadt Krakau. Seine Geschichte, Bestände und wissenschaftliche Erforschung

184 Dr. Kasimir Kaezmarezyk. Die von städtischen Beamten und Dienern in den Jahren 1671 bis 1802 abgelegten Eide wurden in besondere Eidbücher eingetragen. Dieselben (Nr. 1444 bis 1447) werden durch eine Sammlung einzelner Eidesformeln aus den Jahren 1747 bis 1781 ergänzt. Die Kopialbücher der städtischen Privilegien, die Urkunden- und Bücherverzeichnisse und Inventare, die Archivrevisionsprotokolle und alle Urkunden, welche die Entwicklung des städtischen Archivs und seine Geschichte illustrieren, bilden eine Gruppe von Büchern und Akten­faszikeln (Nr. 1448 bis 1476). Die heute im Archiv befindlichen Kopial­bücher stammen durchgehends aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die älteren aus dem 15. und 16. Jahrhundert, welche gegenwärtig in ver­schiedenen polnischen Bibliotheken aufbewahrt werden, gingen der Stadt größtenteils zur Zeit der Republik Krakau verloren. Die wichtigsten wurden bereits im ersten Abschnitt besprochen. Zwei Bücher (Nr. 1477 bis 1478) enthalten die Verzeichnisse der Ratsherren, 1868 bis 1802, und der Schöffen, 1632 bis 1794. Das erste wurde im Jahre 1678 angelegt, die früheren Ratslisten sind ungenau und wertlos. Das Archiv besaß noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein schätzbares, am Ende des 14. Jahrhunderts ange­legtes Buch mit dem Verzeichnis der Krakauer Vögte; es ist dem Archiv leider verloren gegangen und wurde erst vor einigen Jahren von Pro­fessor Dr. Krzyzanowski im fürstlich RadziwiRschen Archiv zu Nieswiez (Litauen) aufgefunden. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadtverfassung, die bisher auf mittel­alterlichen Grundlagen beruht hatte, unter dem Einfluß der politischen Literatur beinahe gänzlich umgeändert. Durch Beschlüsse der Reichstage wurden für größere Städte, darunter auch für Krakau, Ordnungskommissionen (commissiones boni ordinis) eingesetzt, welche sich besonders mit der Fest­stellung und Regelung der städtischen Einkünfte und mit der Reorganisation der Stadt Verfassung beschäftigten und durch Verordnungen die Kompetenz der städtischen Ämter und Gerichte genau bestimmten. Zu Ende geführt wurde dieses Werk durch Gesetze des vierjährigen Reichstages. Eine Reihe von Büchern (Nr. 1479 bis 1494) aus den Jahren 1736 bis 1794 enthält die schriftliche Verlassenschaft dieser Kommissionen. Seit dem Jahre 1715, vielleicht auch schon früher, erhielten die Ratsherren geschriebene Zeitungen (gazety) von ihrem Residenten in Warschau. Diese in den Jahren 1715 bis 1731 und 1773 bis 1786 beinahe täglich eingelaufenen Zeitungen wurden teils in die Bücher ein­getragen, teils in Faszikel gesammelt und erliegen im Archiv unter dem Titel >Connotationes occurrentiarum« (Nr. 1495 bis 1504). Sie ent­halten Nachrichten über die politische Lage Polens und anderer europä­ischer Staaten, über Handels-, Hof-, Reichstagsangelegenheiten usw.

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