Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 8. (Dritte Folge, 1914)

Major Paldus: Zwischen Elbe und Riesengebirge. Die Kämpfe der 2. leichten Division in Böhmen 1813

Zwischen Elbe and Riesengebirge. 39 Im August machte sich der Mangel an Lebensmitteln schon sehr fühlbar. Mit unreifem Obst und Erdfrüchten suchte der Soldat den Hunger zu stillen, so daß in manchen Gegenden die rote Ruhr auftrat und viele Menschen dahin­raffte. In Bautzen herrschte eine epidemische Seuche, der so viele Bürger zum Opfer fielen, daß die Stadt bittlich wurde, die Anzahl der Truppen zu vermindern und die kranken Soldaten in andere Gegenden zu schaffen. Auch beim polni­schen Korps in Zittau traten infektiöse Krankheiten auf, die sich den Einwohnern mitteilten. Doch nicht allein Krankheiten lichteten die Reihen des Feindes: mit dem gesunkenen Geiste des Mannes schien auch die Subordination bedenklich zu erschlaffen und die Desertion, besonders bei den in der Nähe der Grenze unter gebrachten Heereskörpem, nahm rasch zu. Sie stieg in der Folge bis zu solchen Dimensionen, daß bei der Kordonstrecke der Division auf 80 bis 100 Überläufer täglich zu rechnen war. Die fran­zösischen Generale sahen sich zur Verhütung dieses Übel- standes gezwungen, Mannschaft und Pferde in den Bauern­höfen von verläßlichen alten Soldaten überwachen zu lassen. Die französischen Befehlshaber beriefen sich wohl auf ein Kartell, nach welchem Deserteure österreichischerseits zurück- geschickt werden sollten, doch wurde darauf nicht ein­gegangen. Der Versuch, die Truppen wenigstens an das Be­stehen eines solchen Vertrages glauben zu machen, erzielte geringe Wirkung. Das Aussehen der Ausreißer bestätigte die Angaben über den ungünstigen Gesundheitszustand beim Feinde, viele schienen eher aus dem Spital zu kommen als aus einem Lager. Eintreffende Deserteure, die verlangen sollten in österreichische Kriegsdienste zu treten, hatten ab­gesondert von den Linientruppen in eigene Korps formiert zu werden. wein, 1000 Ochsen, 240 Pferde und 670 Schock Stroh. Die Lausitz allein hatte zum Unterhalt der Truppen vom 1. bis 11. Juli 4443 Scheffel Kom, 3200 Scheffel "Weizen, 16.880 Kannen Branntwein, 900 Scheffel Gemüse, 270.000 Pfund Fleisch und 700 Scheffel Hater beizustellen. Überdies mußten die Spitalsvorräte für 20.000 Verwundete und Kranke in den verschiedenen Städten geliefert werden. (Exhibitenprotokoll der 2. leichten Division.)

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