Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 7. (Dritte Folge, 1911)
Die Schlacht bei Prag im Jahre 1757. Nach dem Erinnerungen eines Augenzeugen. Mitgeteilt von Major Sommeregger
14 Sommeregger. gewahr. Unerwartet donnerten Canonen hinter unser und von Ehen der Gegend, von wannen wier vorgerückt sind. Ich selbst Schickte meinen Feldweibel zurücke in der obsicht denen über uns Schießenden sagen zu lassen, Sie möchten doch Ihre Canonen nicht über unsere Köpfe wegbrennen, dann die Canonen Kuglen kämen unseren Köpfen So nahe, daß wier alle augenblicke Gefahr litten. Töhricht meinte ich daß wir währendem Battailliren Secours kriegten, und dieser Beschösse den zerstreiten feind von der Höhe über unsere Köpfe weg. Der geschickte Feldweibl aber öffnete meine Augen, da Er fast außer Athem zu mir gelangte sagend: Herr Hauptmann das Sind nicht die unserigen, das Sind wahrhaftig Preißische Battaillone, die uns von Rucken beschießen ! Sie müssen irgendtz wo unsere armée durchgebrochen haben, dann Sie kommen von unserer lingken her1). Nun ward Ein guter Rath Teüer! Mein älterer Camarad nebenan ward gleich anfangs von Einer Cartachen Kugel derb in die Brust getroffen2). Ich blieb dan alleins Comendent von denen Bethlenischen Zwey Compagnien. Ruffte die officiers, die noch vorhanden waren geschwindt zu mier, avertirte sie von den was passirt und Empfal des unglücklichsten fals nur die Manschaft nicht debandiren zu lassen. Danck seye annoch denen brawen leüthen auch im grabe, alles was nicht blesirt oder Tod wurde, brachten wier in Ordnung, Reih und glidern nach Beneschau. Kaum machte ich die disposition wie ichs kurtz hin befor gesagt habe Schwärmete Schon unsers Rechten Fligels lincker auf uns her in Schnelligkeit und wie Schafe vor dem Wolfe in verworrenen Hoorden. In Einen Augenblick waren wier Tausend hoch und Je Schneller Jezt der Ruckwertige Feind an- marchirte und Canonirte, Je Confuser wurden unsere kurtz ') Der König griff längs der Kaiserstraße an, fand aber bis zum Erreichen der Höhe keinen Widerstand; der linke Hügel dieser Gruppe wandte sich sodann gegen den österreichischen rechten und fiel letzteren in der Flanke an. 2) Hptm. Josef von Urbány wurde in dieser Schlacht schwer verwundet. Noch 1757 zum Major befördert, erhielt er am 22. November desselben Jahres in der Schlacht bei Breslau abermals eine schwere Wunde und schied 1761 als Oberstleutnant aus dem Regimenté.