Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Erzherzog Johanns "Feldzugserzählung" 1809 (1909)
I. Kapitel (Vorgeschichte des Krieges)
März erschienen aus dem nördlichen Tirol andere Deputierte, die man ebenso unterrichtete und nach Hause sendete; diese brachten ihre Besorgnisse eines früheren Ausbruches und den Wunsch, daß mit halbem März das Heer einrücken möchte, um die Anarchie zu hindern. Es wird immer merkwürdig und. der größte Beweis des Gemeingeistes bleiben, der in Tirol herrschte, daß da so viele von jenem wußten, was zu geschehen hatte und sich bereiteten, niemand das ganze Gewebe verriet und die Bayern bis auf den letzten Augenblick in gänzlicher Ungewißheit blieben. Es war auch der vierte Stand, nämlich der Bauernstand, der wirkte und dieser war der Kern der Nation. Anfangs Januar hatte ein gewisser Carpani, ein Mann von Kenntnissen und Verstand, einen Aufsatz, Italien betreffend, gemacht, der hierin tiefe Kenntnis dieses Landes und der Bewohner zeigte und wahre, billige Grundsätze angab. Der Erzherzog erhielt dasselbe und dieses gab ihm Gelegenheit, mit Graf Stadion öftere Rücksprache zu haben und die Grundsätze festzusetzen, welche man sowohl in Italien als in Tirol zur Richtschnur zu nehmen hatte, wie die besetzten Länder zu benützen und zu leiten!), welche Proklamationen zu erlassen wären. Über letzteren Gegenstand waren beide bald einverstanden und Carpani und Hormayr verfertigten dieselben, ersterer jenes für Italien, letzterer jenes für Tirol, welches ganz geeignet war, durch den Geist, der in denselben herrschte, die Nation zu stimmen. Ganz mit diesen *) *) Gewiß waren jene Grundsätze, die man vorschlug, solche, die in Rücksicht der Milde, Billigkeit und eines von aller Parteigröße entfernten Sinnes, nur Österreich Ehre machen konnten; es wurde angenommen, daß in Italien die Obrigkeiten, die Gesetze, kurz alles beibehalten wurde, wie es unter Frankreich war, daß nichts geändert, alles in dem gewöhnlichen Gang, geschützt durch Österreich fortgeführt werden sollte und jene Männer, die nicht das allgemeine Vertrauen besäßen, sollten entfernt werden, dadurch würde keiner Partei zu nahe getreten. Der Erzherzog trug an, gleich nach Besetzung einer Länderstrecke jene Verordnungen aufzuheben, die der ganzen Nation drückend und verhaßt waren (dieses gab man nicht zu), um dadurch dieselbe zu gewinnen. Jeder Druck sollte vermieden werden, um die neue Leitung beliebt zu machen. Getreu blieb man diesen Grundsätzen, solange man in Italien war. Graf Goeß, bekannt durch seine Redlichkeit, war auch dér Mann dazu (er war Oberintendant des Heeres in Italien und Tirol).