Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)
Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - II. Abschnitt. Krays Teilnahme am 1. Koalitionskrieg
170 J 11 S t. Operations anfangen dürften. G-ott gebe uns eine bessere Kampagne als voriges Jabr, wozu noch nicht genug ernsthafte Dispositions gegeben zu sein scheinen, ohne welche nichts Gutes erfolgen kann. Meine Kinder sind gesund. Bald werde ich Großvater werden '), was sich nicht wohl zum Feldzug reimt. Wegen der Kaution setzt es nun auch Anstände, weil Braun sie •damals nicht gleich in die Kassa nehmen wollte und der Franzei davon 1000 fl. auf Einrichtung verzehrt und den Überschuß dem Schwiegervater in Verwahrung gelassen hat, der nun seine Umstände als Emigrierter vorschützt und ich am Ende alles werde berichtigen müssen. Hiemit embrassiere ich Dich, liebster Bruder, nebst Angehörigen herzlich und bin Dein aufrichtiger Bruder Paul. Vorpost Großgerau am Rhein, den 18. April 1795. Nun befinden wir uns mit der Operationsarmee diesseits •den Mainfluß vorgezogen, der größte Teil der Reichsarmee abwärts den Rhein, unsere Posten von Duisburg über Düsseldorf bis an den Main, den ich bis rückwärts Mainz übernommen und verteidigen soll. Die Preußen und Hannovraner stehen won der Roer an bis über Wesel und so fort an der Ems bis über das Münstersche und decken Westfalen und das Hannoversche. Unsere „Offensivarmee” extendiert sich über Mannheim gegen Philippsburg und bis nach Freiburg oder Basel, wozu überall detachierte Korps ausgestellt, die Hauptarmee aber bei 60.000 Mann beisammen bleibt und das Rendezvous dazu noch nicht bestimmt ist, weil wir dadurch Luxemburg zu entsetzen und den Rhein zu passieren trachten müssen. Alles dieses muß bis Ende dieses Monates entschieden sein, ansonsten diese Festung, welche nur bis Ende Mai verproviantiert ist, verloren ginge. *) *) Ende März wurde sein Enkelkind geboren, das den Namen Paul erhielt, aber schon am 4. Juli verschied. Stammtafel 24.
