Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)

Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793

Briefe des FZM. Paul Freiherrn Kray de Krajova. 29 Du scheinst mir ungeduldig über Dein Schicksal zu werden. Klage nicht, denn dadurch findest Du keine Erleich­terung. Nimm mich zum Beispiel. Solang ich mühsam mich bestrebte, etwas zu werden, erlangte ich nichts, und als ich es am wenigsten vermutete, wurde mir mehr gegeben und nachgetragen, als ich hoffte und wirklich verdiente. Unser Schicksal lasset sich nicht forcieren und durch das Klagen wird es gar nicht erleichtert. Leutschau und Zalatna sind un­endlich verschieden. Du hast unendlich mehr ressource als ich, der ich seit neun Monaten hier versteckt liegen muß. Wie viel Offiziere sind hier, welche in elenden Dörfern, entfernt von Frau und Kindern, Elend blasen müssen. So lange ich Dich allda weiß, bekümmere ich mich nicht, daß es Dir übel gehen könne. Ich embrassiere Dich etc. Zalatna, 1. Oktober 1785. Liebster Bruder! Unendlich lauge habe ich schon keine Nachricht von Dir. Der junge Kray1) schreibt mir um Unter­stützung. Sage ihm gelegenheitlich, daß er jung, gerade Glieder und was gelernt hat; er soll sich bestreben, was zu verdienen, indem ich meine eigenen Kinder zu versorgen habe und er nicht gar so arm von unserem Bruder verwaist blieben und auch dessen Frau Mutter selbst eine gute Wirtin ist. Wenn Du Gelegenheit hast, so empfehle ihn dem kgl. Kommissär von Sz. Iványi, daß er zu was gelange. Weil uns Gott augen­scheinlich segnet, so müssen wir den armen Geschwistern schon beispringen. Man sagt, mit Anfang November soll ein großes Avance­ment herauskommen. Vielleicht bekpmme ich auch hiebei ein gutes Regimentskommando. * *) zu bemerken, daß Allerhöchst dieselben dem H. Obristen wegen der­selben ganz besonders ausgezeichneten Verwendung zur Wiederher­stellung der Ruhe im Lande das Allergnädigste Wohlgefallen mit der Versicherung zu erkennen geben, auf den Herrn Obristen bei Gelegen­heit den vorzüglichen Bedacht nehmen zu wollen. Fabris, FML. *) Stammtafel 12.

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