Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 6. (Dritte Folge, 1909)
Briefe des Feldzeugmeisters Paul Freiherrn Kray de Krajova et Topolya an seinen Bruder Alexander von Kray. Mitgeteilt und zu einer Lebensschilderung erweitert von Hauptmann Dr. Just - I. Abschnitt. Erziehung und militärische Laufbahn Krays bis zu seiner Anstellung in den Niederlanden 1793
18 Just. haltes hier in gesicherter Ruhe und ohne Furcht für Grausamkeiten der Walachen lebten. Stelle Dir meine surprise vor, als zu meiner Ablösung der Major Baron Pückler vom 1. Bataillon De Vins (I. R. Nr. 37) erschien und wie ich über meine Erlösung aus dasigen Wüsteneien erfreut war. Aber auch dieses war nicht von langer Dauer, weil ich auf expressen Generalkommandobefehl zu Karlsburg dem ältesten Hauptmann meines Bataillons das Kommando und den Nachhausemarsch übertragen und das Postierungskom- mando vom General Pfefferkorn übernehmen sollte. Wenn ich mehr Stolz hätte, so würde mich dieser Vorzug freuen, allein bei diesen großen Fatigen hat mich Krankheit nicht Kräfte erlangen lassen. Ich marodiere und mediziniere noch stets. Erst vor drei Tagen mußte man mir Ader lassen und das Beste, so hier habe, ist ein geschickter Medikus, und daß die meisten Verrichtungen im Zimmer anzuordnen sind, doch versichere ich Dich, daß, obwohl mir das Generalkommando einen eigenen Offizier als Aushilfe der Schreiberei gegeben, ich doch genug selbst zu schreiben habe. Die hiesigen Walachen sind zwar jetzt ruhig und nirgends in großen Haufen mehr anzutreffen, aber ihr Herz ist so böse, daß sie jetzt wegen Austeilung ihrer geraubten Beute selbst einander ermorden. Die Edelleute, so noch am Leben sind und nach und nach anhero kehren, sind so furchtsam, daß sie ohne Militär sich nicht aus ihren Dörfern zu gehen trauen. PS. Ich habe die Post wegen überhäufter Verrichtungen versäumt und freue mich einesteils, weil ich Dir die Nachricht beisetzen kann, daß durch mein Postierungskommando auch der dritte und letzte der Tumultuantenchefs Georg Krischan unweit von hier durch Hilfe der Bauern eingefangen worden ist, welchen ich heute unter Frohlocken hiesiger Inwohner nach Karlsburg abschicken werde. Womit etc. Zalatna, 19. Februar 1785. Liebster Bruder! Adressiere, bis ich Dir was anderes schreibe, Deine Briefe nach Karlsburg oder Zalatna, weil ich glaube, noch nicht so bald von hier erlöst zu werden, welches ich doch aus vielen Ursachen wünschte.