Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie

4 Paldus. methode. Cassini berechnete in jahrelanger Arbeit seine Jupitertrabantentafeln, gab sie 1668 heraus und schuf hiemit die Grundlage für die genaue Berechnung der geographischen Längen. Gestützt auf dieses Material, waren Picard und de la Hire1) im stände, die Längen der wichtigsten Orte in Frankreich in den Jahren 1667 bis 1681 mit großer Ge­nauigkeit zu ermitteln. Die Erfindung des Fernrohres 1608, der Logarithmen 1611, 1624 und der Pendeluhren 1657 sind die Stufen für den Aufschwung der mathematischen und astronomischen Wissenschaften im XVII. Jahrhundert. Mit erstaunlicher Genauigkeit geben die alten Kompaß­karten die Umrisse unseres Erdteiles wieder. Die alten Seefahrer kannten die Länge der großen Achse des Mittelmeeres, durch deren falsche Annahme das Bild der Mittelmeerländer und mit ihnen das des ganzen Erdteils verzerrt erschien, besser als die späteren Geographen bis aufDelisle. Das XVII. Jahrhundert schuf hierin Klarheit. Im Jahre 1693 erschien der Atlas ,,Le Neptune frantjois, ou Atlas nouveau des cartes maritimes” mit den neuen astro­nomischen Längen für das westliche Europa, wodurch in der Folge unser Erdteil seine richtige räumliche Ausdehnung in den Karten erhielt. Obwohl Huygens schon im Jahre 1657 den nieder­ländischen Generalstaaten eine Pendeluhr zum Zwecke von Längenbestimmungen vorwies und 1673 durch eine Spiral­feder den Gang der Taschenuhr regelte, blieben doch die Chronometerreisen einem späteren Jahrhundert Vorbehalten. Als Anfangsmeridian wurde im Jahre 1634 von den Franzosen der Mittagskreis, der durch die Insel Ferro geht, festgesetzt. Hiedurch hatte die Alte Welt lauter östliche, die Neue Welt lauter westliche Längen. Später rechneten die Franzosen ihre Längen von dem Meridian von Paris, den sie als 20° östlich von Ferro an- nahmen. Mercator rechnete von der azorischen Insel Corvo, Hondius ließ seinen ersten Meridian die kapverdische Insel b Peschel-ßuge, Gesch. d. Erdkunde, München 1877, 646, vergl. auch Wolkenhauer, Leitfaden z. Gesch. d. Kartogr. 1895, 43.

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