Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
62 Paldus. offenbar für die politische Einteilung in Siebenbürgen von Bedeutung waren, da sie, als die einzigen in der ganzen Karte, angeführt sind: „Processus1) Kövar”* 2) im Norden von Siebenbürgen mit dem Schlosse Kövar, im Westen „Processus Desnensis” (Dózna) sowie „Processus Almagy” mit dem Orte Almagy (Nagy-Halmágy) im heutigen Arader Komitat und „Processus Brad” mit dem Orte Brad (Brád) im heutigen Hunyader Komitat. Im Komitat Ung ist das Quellgebiet des Latorcza- (Laborc-)Flusses mit Kreyna superior und dasjenige der Ung mit Kreyna inferior bezeichnet. Principatus Transylvaniae.3) Das im Karlowitzer Frieden in den endgültigen Besitz Kaiser Leopolds I. gelangte Fürstentum Siebenbürgen war in der Zeit, als die Karte von Ungarn entstand, der Schauplatz kriegerischer Ereignisse. Franz R á k ó c z y, vom ungarischen Adel und den Szeklern zum Fürsten des Landes ausgerufen, trachtete dasselbe gegen den Kaiser zu behaupten und erst im Frieden von Szatmár 1711 wurde die Kühe wieder hergestellt. Eine Kegelung der politischen Einteilung4) des Landes war daher offenbar unmöglich und tatsächlich enthält die ') Processus (Járás) Bezirk einer Gespanschaft in Ungarn. 2) Im heutigen Komitat Szatmár und Szolnok-Doboka gelegen. In Lipszkys Karte von Ungarn ist Districtus Kővár und Pogaras außer der Komitatseinteilung als „Districtus Hungarorum” bezeichnet. Kővár hat 4 Processi: Berkesiensis, Bunyiensis, Nagy-Somkútensis und Vaádiensis. — Processus Desnensis liegt im Komit. Aradiensis, und zwar im Processus Boros-Jenöiensis, dagegen Processus Almagy und Brad in Siebenbürgen, im Komit. Zarándiensis als Processus Halmágyiensis und Bradiensis. 3) Im „Theatrum Orbis Terrarum” von' Ortelius 1592 ist die Karte „Transilvania Hane ultra vel Transilvaniam, quae et Pano- Dacia, et Dacia Ripesis, vulgo Sibemburge dicitur, edidit Vienne A. 1566 Nobiliss. atqu. Doctiss. Joes Säbucus Pannonius” (1:470.000) enthalten, welche nach Hantzsch (Sebast. Münsters Leben etc., Leipzig 1898) eine peinlich genaue, ganz unselbständige Nachahmung der Reichersdorfer Karte von Siebenbürgen 1541 sein soll. Über die älteste Karte von Siebenbürgen von Joh. H o n t e r aus dem Jahre 1582 vergl. Dr. Siegm. Günther, Johannes Honter, der Geograph Siebenbürgens. (Mitt. d. k. k. Geogr. Gesellsch. i. Wien 1898, 643—63.) 4) Eine Einteilung Siebenbürgens in Komitate enthält vor Müller die Karte San so ns „Théatre de la Guerre en Hongarie,