Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

322 V e 11 z ó. zwischen Ehrenhausen und Wildon. Hiemit hatte die Tätigkeit Gyula is vorläufig ihr Ende erreicht und erblieb auch weiter unbelästigt, weil Napoleon seine Kräfte zum Hauptschlag gegen Erzherzog Karl konzentrierte und den Abmarsch aller verfügbaren Truppen über den Semmering nach Wien au ordnete. Betrachtet man nur oberflächlich die eben geschilderten Gefechtsbilder, so fällt vor allem der Mangel einer ziel­bewußten Leitung auf. Das Hauptquartier befand sich wohl in Sparbersbach, das ist aber auch alles. In einem Gelände, welches Umgehungen, Umfassungen etc. derart begünstigt und bei einer so starken Überlegenheit an Streitkräften, mußte erst von nicht beteiligter Seite der Anstoß zu einer Aktion gegeben werden, welche tatsächlich die Entscheidung herbeiführte und gewiß ebensogut acht Stunden früher hätte ins Werk gesetzt werden können; auch wären dann die österreichischen Verluste entsprechend geringer gewesen. Weshalb Marmont um V2I2 Uhr bei Gösting stehen blieb, statt bei der Weinzettelbrücke den Eluß zu übersetzen und Gyulai anzugreifen, bleibt unaufgeklärt. Ebensowenig ist aber zu billigen, daß Gyulai am nächsten Tage nicht einmal den Versuch machte, sich dem Feinde zu stellen. Daß Marmont etwas Ähnliches erwartet hatte, geht daraus hervor, daß der Feind erst sehr vorsichtig eklairierte und als das Unglaubliche zum Ereignis ward, erst gegen 5 Uhr nach­mittags (am 27. Juni) in Graz einzog. Das Treffen am 26. war dadurch zu einem Schlag ins Wasser geworden. Richtig angepackt, hätte vielleicht das Korps Marmont bei Wagram gefehlt. Der patriotische Sinn der Grazer Bürgerschaft, erwies sich bei dieser Gelegenheit von neuem. Unermüdlich war jung und alt, vornehm und gering in Ausübung des Samariterdienstes und gleichermaßen erfreuten sich Freund und Feind der aufopferndsten Pflege 1). Beiträge, Nr. 84: — „Die höchste Anerkennung findet überall die ganz außerordentliche Opferwilligkeit der Bürger von Graz, beiderlei Geschlechts, welche, vornehm und gering, geistlich und weltlich, wett­eiferten in Werken der Barmherzigkeit.” „Endlich, durchgedrungen von dem humanen Betragen und patriotischen Gesinnungen der biederen Grätzer Bewohner, erfülle ich eine der ersten Pflichten meines Herzens,

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