Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809
316 V e 11 z é. weichen zwang ihn später, im Rückzug, vielleicht unter schlechten Verhältnissen zum Kampfe. Ein Rückzug ohne Widerstand kam nicht in Frage. Gewiß, um diesen Gedanken in Taten umzusetzen, dazu gehörte der kühne Entschluß eines Feldherrn. Defensiv war die Lösung weit einfacher. In Marburg, wo das Korps sich schon befand, konnte ohne besondere Anstrengung selbst einem stark überlegenen südlichen Gegner der Flußübergang sehr erschwert werden. Die Flußlinie zu passieren war er gezwungen und dieser folgend, sowohl östlich, als noch mehr westlich von Marburg, begünstigt das Gelände nördlich der Drau die Verteidigung ungemein. Einer Rochade des Feindes konnte man, auf der inneren Linie manövrierend, leicht zuvorkommen, weil dieser zu namhaften Umwegen unter ungünstigen Verhältnissen gezwungen war. Hieraus ergibt sich, daß — gesetzt den Fall, Gyulai blieb im Rücken unbehelligt — Marmont die Drau entweder nicht überschreiten konnte oder sich die Möglichkeit bot, ihn bei diesem Beginnen unter vorteilhaften Umständen anzugreifen und zu schlagen. Für den südlichen Gegner war die Aufgabe viel schwieriger und nur eine rasche energische Offensive möglich.1). Wollte man den Stier bei den Hörnern packen, so war der Uferwechsel bei Marburg zu forcieren. Ein vorsichtiger Führer, der einen tüchtigen Feind sich gegenüber wußte, hätte vielleicht von Laibach gegen Marburg demonstriert und mit der Hauptkraft den Marsch über Krainburg durchs Vellachtal angetreten, was unbedingt beschwerlicher, aber kein besonderer Umweg ist, da bei Völkermarkt die Drau übersetzt werden kann. Am 15. Juni stand die Vorhut des Korps Gyulai, unter GM. Splényi, bei Ehrenhausen, die Brigade Kälnässy in Zelnitz, zur Deckung der Marburger Straße, endlich FML. Zach in Cilii. M armont brach am 20. Juni von Laibach auf und marschierte über Cilii — Zach war mittlerweile in Marburg angelangt — bis Windisch-Feistritz. Gyulai in Marburg anzugreifen erschien ihm offenbar ein zu großes Wagnis, deshalb setzte er, westlich ausbiegend, den Marsch gegen Völkermarkt fort, über- *) *) Napoleon machte Marmont bittere Vorwürfe, -weil er zu wenig rasch vorging und im letzten Moment sich zum Uferwechsel bei Völkermarkt entschloß, statt bei Marburg durchzustoßen. (Burkhardt Denkwürdigkeiten des Marschalls Marmont.)