Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)

Hauptmann Veltzé: Der Grazer Schloßberg 1809

Der Grazer Schloßberg 1809. 303 kade durchaus nicht gerüstet war. Die heftig ansetzende und später sozusagen im Sande verlaufende feindliche Aktion macht überhaupt den Eindruck, als habe es sich mehr um den point d’honneur gehandelt als um die Notwendigkeit des Besitzes. Trifft die erstere Vermutung zu, dann allerdings stand der Kraftaufwand in keinem Verhältnis zum erstrebten Erfolg. Die Verteidigunginstandsetzung1) hatte, wie schon erwähnt, am 11. Mai begonnen. 300 Arbeiter und 200 Pro- fessionisten sowie 25 Wagen wurden in Tätigkeit gesetzt; die Werke wurden ausgebessert und soviel als tunlich, verstärkt. Sckon am 3. Mai erfolgte der Abschub der auf der Festung inhaftierten, schweren Verbrecher nach Komorn, die Arrestanten aus der Karlau1 2) wurden zu den Arbeiten herangezogen. Obgleich nicht alle Wälle und Bastionen armiert werden konnten, so gestattete doch das Geschützmaterial eine rasche Konzentrierung auf bedrohten Punkten und es wurde tat­sächlich durch Rührigkeit und Eifer ersetzt, was an Ar­mierung fehlte. Die Verbindung mit der Stadt und der Außenwelt war infolge der günstigen Örtlichkeit leicht herzu­stellen. Jedenfalls warHackher über alleAktionen des Feindes genau orientiert und in stetem Verkehr mit der Stadt, haupt­sächlich durch den damaligen Wirt des noch jetzt bestehenden Gasthauses „Zur Rakete” Michael Spreng. Damals führte noch ein verdeckter Gang in der Stadtmauer auf den Schloß­berg, dessen Spuren sich noch heute nachweisen lassen. Ur­sprünglich von der k. k. Burg ausgehend, war derselbe später nur noch vom Paulustor an benützbar und dieser Weg schützt^ den patriotischen Bürger bei seinen gefährlichen Botengängen3). Merkwürdig bleibt es immerhin, daß dies dem Feind auf die Dauer verborgen blieb, obwohl viele darum wußten. Die verabredeten Glockensignale wurden 1) Kramm, 241—247, erwähnt hier einen „Armierungsplan” und „Weisungen” sowie viele andere Details, leider ohne Quellen­angabe. 2) Strafanstalt, in der Vorstadt Karlau, noch jetzt bestehend. Vergl. Mayer. s) Obschon die offiziellen Akten hierüber schweigen, so scheint die Tatsache doch verbürgt zu sein. Erscheint übrigens auch bei K n a b 1 und W a s 11.

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