Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 5. (Dritte Folge, 1907)
Hauptmann Paldus: Johann Christoph Müller. Ein Beitrag zur Geschichte vaterländischer Kartographie
Ein Beitrag zur vaterländischen Kartographie. 15 Im August des Jahres 1703 erscheint Müller als Feldingenieur1) mit 75 Gulden monatlicher Gage in kaiserlichen Diensten* 2) und im November desselben Jahres erhält er die Bestimmung in das Reich.3) Über die Art seines Dienstes, die Orte, wo er sich in den nächstfolgenden Jahren aufhielt, geben die Akten des k. u. k. Kriegsarchivs keinen Aufschluß, nur das eine kann konstatiert werden, daß er mit finanziellen Schwierigkeiten zu •kämpfen hatte, weil die durch langwierige und kostspielige Kriege erschöpften Staatskassen mit der Auszahlung der Gebühren im Rückstand blieben.4) Daß Müller, wie angegeben wird, den Feldzug 1705 in Italien an der Seite des GFWM. Graf Harrsch5) mitgemacht habe, ist möglich, obwohl der Beweis hiefür aus den erwähnten Akten nicht erbracht werden konnte. Aus diesen geht nur hervor, daß er im April 1705 den Befehl erhielt, „sich ins Feld zu stellen”.6) x) Die wichtigeren fortifikatorischen Arbeiten wurden von Ingenieuren geleitet. Sie wurden vom Hofkriegsrat zumeist aus dem Ausland, namentlich aus Belgien, Deutschland und Frankreich, berufen und förmlich kontraktlich in Dienst genommen. Hiebei wurde ihnen ein militärischer Grad, in den meisten Fällen die Hauptmanns-, zuweilen auch die Leutnantscharge verliehen; doch bekleideten auch einige den Oberstleutnantsrang, ja selbst den eines Generals. Mit zu den Dienstesobliegenheiten dieser Ingenieuroffiziere gehörte der Entwurf von Schlachten- und Gefechtsplänen, die zumeist in perspektivischer Manier ausgeführt wurden, sowie der Detailpläne und Grundrisse von Festungen, Städten und Verschanzungen. Auf Betreiben des Prinzen Eugen wurden, um dem Mangel an geeignetem Nachwuchs abzuhelfen, im Jahre 1717 zwei Genieakademien, u. zw. zu Wien und Brüssel errichtet. (Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, I, 178, 247.) 2) K. A., H. K. R. 1703, Prot. Reg., 558. 3) K. A., H. K. R. 1703, Prot. Reg., 1092, 4) K. A., H. K. R. 1704, Prot. Exp., 442, 487, 532, 739; Prot. Reg., 436, 937; H. K. R. 1707, Prot. Exp., 870. 5) Ferd. Amad. Graf Harrsch nahm als Generalfeldwachtmeister an dem Kampfe in Italien unter Prinz Eugen im Jahre 1705 teil, kämpfte bei Pontoglio und wurde in der Schlacht bei Cassano d’Adda am 16. August 1705 verwundet. (Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, VII.) Harrsch war 1701 Generalquartiermeister, 1703 Generalfeldwachtmeister, 1707 Feldmarschalleutnant und 1714 Feldzeugmeister. Sein Leben beschreibt Pfister in den Württemb. Neujahrsblätt., 12 Bl., 1895. 6) K. A., H. K. R. 1705, Prot. Exp., 476.