Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Das k. und k. Kriegsarchiv in seinem neuen Heim
VIII Das k. und k. Kriegsarchiv in seinem neuen Heim. Es muß bemerkt werden, daß der Akademiebof bedeutend tiefer liegt als das Niveau der Stiftgasse; infolgedessen ist das Souterrain gegen den Hof als Erdgeschoß aufzufassen. Die drei Umstände: große Anzahl von Räumen mit geringer Höhe und die beschränkte Tragfähigkeit. des Fußbodens im 1. Stock mußten die Neuaufstellung der Bestände wesentlich beeinflussen. Die größte Belastung konnte dem Souterrain aufgebürdet werden; eine nennenswerte Tragfähigkeit bot noch das Hochparterre; im 1. Stockwerk aber war wegen der richtigen Verteilung der Lasten größere Vorsicht zu beobachten. Schon beim ersten Entwurf stellte sich heraus, daß auch der 1. Stock zur Einlagerung von Archivalien heranzuziehen sei; um nun hinsichtlich der Belastungen und der möglichen Rückwirkung auf den Bauzustand des Hauses außer Sorge zu sein, wurden drei große Säle mit einem tragfähigen Fußboden, schwache Ziegelgewölbe zwischen Eisenträgern, versehen. Im übrigen waren aber in den 1. Stock alle Kanzleiräume zu verweisen. Bei Neubauten von Archiven (und Bibliotheken) wurde in jüngster Zeit wiederholt die Anlage eines Aktenspeichers bevorzugt, der eine kleine Grundfläche bedeckt, dafür aber sehr hoch hinaufstrebt; die notwendige Teilung in Geschosse erfolgt hier durch Einbau von Eisenkonstruktionen, die gleichzeitig das Geripp für die Behälter von Akten (oder Büchern) bilden. Ein solcher Aktenspeicher, der gegen seine Umgebung feuer- und einbruchsicher abgeschlossen sein muß, hätte sich im neuen Heim des Kriegsarchivs nach Überwindung mancher technischen Schwierigkeiten und mit bedeutendem Geldaufwand wohl auch einrichten lassen; der angestrebte Zweck wäre aber nicht erreicht worden, da kaum mehr als die Hälfte der Bestände der Schriftenabteilung darin Platz gefunden hätte. Die vorhin angedeuteten Raumverhältnisse zwangen vielmehr zu einer, der vertikalen Anordnung im Speicher ganz entgegengesetzten Verteilung, nämlich zur Ausbreitung in horizontaler Richtung. Wie so oft im Leben, konnte auch hier aus der Not eine Tugend gemacht werden. Die germgere Tragfähigkeit und die kleine Zimmerhöhe ließen nur die