Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

Das Herzogtum Warschau. 37 und Pferd zur Verfügung, um als Führer kleinerer Detachements oder als Ordonnanzen und Kundschafter Verwendung zu finden. Auf die günstigen Berichte Davouts hin traf Napoleon neue Verfügungen1). DqLrowski sollte sechs Bataillone junger Leute, wenn möglich aus der Elite der Bevölkerung aufstellen; zu Offizieren Männer ernennen, welche bereits früher in den polnischen Legionen gedient hätten. Die von Küstrin abgeschickten 3000 Gewehre würden den Grundstock der Bewaffnung bilden, weitere 40.000 nachgeschickt und sukzes­sive verteilt werden. Mündlich habe Davout den Polen von den Bewegungen der „Großen Armee” Mitteilung zu machen und dieselben zur Erhebung gegen Preußen und Entwaffnung der Warschauer Garnison zu ermuntern. Sobald sie Herren dieser Stadt geworden seien, könnten sie der Unterstützung durch französische Kavallerie sicher sein. Wenn Warschau sich er­hebe, sollte GL. Dq,browski dahin entsendet werden, um die Nationalgarde und 12 neue Bataillone zu errichten. Sobald die Insurrektion im Posener und Kaliszer Kreis weitere Fortschritte gemacht habe, sei ein Handstreich gegen die Zitadelle von Lcczyca zu versuchen. Die Städte könnten Nationalgarden, die reichen Familien des Landes auf ihre Kosten ein Ulanenregiment errichten. Die angesehensten Männer Polens sollten sich vereinigen, um die administrative Leitung und militärische Erhebung des Landes zu organisieren. Davout hatte bei der Durchführung aller dieser Ver­fügungen nur mit Hat und ermutigenden Worten Anteil zu nehmen und durchblicken zu lassen, daß sein Kaiser sich nicht früher erklären könne, als bis er die Polen organisiert, bewaffnet sähe und sie „reelle Assistenz” leisten könnten* 2). ') O. d. N. I., Tom. XIII, 529, Nr. 11.251; 537, Nr. 11.258. - Marschall Lannes urteilte freilich anders. Man dürfe die Maßnahmen der Polen nicht nach dem Enthusiasmus einiger Edelleute beurteilen, die aus Lust zu Geschrei und Neuigkeiten nach Posen gekommen seien. Im Grunde seien die Polen leichtfertig, uneinig, anarchisch. Wollte man ihre Nation wiederherstellen, so würde man unnütz französisches Blut für ein Werk ohne Sicherheit und Dauervergießen. (Thiers, VII, 213.) 2) In ähnlicher Weise äußerte sich Napoleon auch vor der am 19. November in Berlin eingetroffenen polnischen Deputation. „Frankreich habe die Teilung Polens nie anerkannt. Sobald er 30.000 bis 40.000 Polen unter Waffen sähe, wolle er ihre Unabhängigkeit proklamieren. Ihr

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