Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Just: Das Herzogtum Warschau von seinen Anfängen bis zum Kampf mit Österreich 1809

16 Just. zug. Bald darauf riefen Kanonenschüsse und verabredete Signale die polnischen Truppen auf ihre Posten und alar­mierten die Bevölkerung. Nach einem 36stündigen er­bitterten Straßenkampf schlug sich Igel ström mit einem Yerlust von 2265 Toten und 122 Verwundeten1) durch und vereinigte sich in Powonski mit dem preußischen Korps des Generals von Wolki2). Am 19. April wurde bei Kazun die Weichsel übersetzt, Bussen und Preußen kanto­nierten in und um Zakroczyn. Nachdem Igelström hier die Truppen aus Praga an sich gezogen hatte, ging er wieder aufs linke Weichselufer und nahm Stellung bei Lowicz, wo er ein Lager aufschlug und alle russischen Abteilungen, welche in der Nähe standen, vereinigte. Er brachte bei 7000 Mann zusammen, die aber so bunt durcheinander gewürfelt waren, daß das Lager mehr dem von einer Menge Ordonnanzen verschiedener Begimenter wimmelnden Hauptquartier eines kommandierenden Generals als dem Lager eines Korps ähnlich sah. Eine weit größere Gefahr als von den Bussen schien daher für den Augenblick von Seite Preußens zu drohen. Bei der geringen Zahl der russischen Streitkräfte hielt König Friedrich Wilhelm H. die Gelegenheit für günstig, die Haupt­rolle zu spielen und hiebei ein gut Stück Land zu gewinnen. Die Sorge um die Sicherheit der eigenen polnischen Besitzungen konnte als Grund gelten, die in Polen aufgestellte Armee bis auf einen Stand von 50.000 Mann (64 Bataillone, 8500 Pferde) zu erhöhen, über die der König am 3. Juni in Zarnowice das Kommando übernahm. Kosciuszko hatte nach der Schlacht bei Baclawice Verstärkungen an sich gezogen und war am 17. Mai zur Offensive übergegangen, nachdem GL. Denissow sich gegen Szczekoczyn gewendet. Statt aber zu versuchen, die russische und preußische Armee einzeln zu schlagen, bezog Kosciuszko ’) Treskow, 54. In Südpreußen kommandierte der GL. Graf von Schwerin ein Korps von zirka 8000 Mann, welches die wichtigsten Garnisonen, und auch diese nur schwach besetzt hielt. An Stelle des erkrankten Grafen Schwerin übernahm Mitte April GL. von Favrat das Kom­mando über die bereits erheblich verstärkte Armee.

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