Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)

Hauptmann Jacubenz: Die Besetzung von Krakau 1846

Die Besetzung von Krakau 1846. 223 mittels Post „mit besonderen dienstlichen Aufträgen” nach Rzeszów ab. Um 8 Uhr früh des 18. Februar rückte nun QM. Collin mit 6 Kompagnien des Infanterieregiments Nugent Nr. 30, lVä Eskadronen des Chevaulegersregiments Kaiser Ferdinand Nr. 1 und Vg Batterie während eines heftigen Schneegestöbers über die Weichselbrücke in Krakau ein1). Die Straßen der Stadt waren leer; erst nach und nach sammelte sich eine große Volksmenge, darunter viele ver­dächtige Fremde, auf dem Kingplatz, woselbst die Truppen aufmarschiert waren, an. Letztere wurden sodann, und zwar die Mannschaft in größere Abteilungen vereint untergebracht, die Offiziere in Privathäusern einquartiert, starke Wachen ausgesetzt, ein reger Patrouillengang angeordnet und schließlich eine Alarmdisposition ausgegeben. Die republikanische Re­gierung aber beeilte sich, dem österreichischen Befehlshaber ihren Dank auszudrücken „für den abermaligen beruhigenden Schutz, den Österreich dem Freistaate gewähre”. Um 6 Uhr abends wurden drei Kommanden von je 1 Offizier und 15 bis 25 Mann, denen Polizeikommissäre und Gendarmen der Krakauer Regierung beigegeben waren, in das Landgebiet der Republik entsendet, um Waffendepots aufzuheben und Verhaftungen vorzunehmen* 2). *) Das heranbefohlene Landwehrbataillon des Infanterieregiments Hohenegg Nr. 20 traf erst nachmittags in Podgórze ein. Dasselbe wurde, wie schon früher beabsichtigt, ebenfalls nach Krakau gezogen, dafür von den am Morgen eimnarschierten Truppen 2 Kompagnien wieder nach Podgórze zurückgeschickt. In Krakau verblieben demnach 4 Kompagnien von Nr. 30, 4 Landwehrkompagnien von Nr. 20, D/a Es­kadronen Chevaulegers und Vs Batterie, zusammen beiläufig 800 Mann Infanterie, 150 Beiter und 3 Geschütze. In Podgórze hingegen blieben 2 Kompagnien Nr. 30 und V* Eskadron Chevaulegers. 2) Am Abend desselben Tages brach der Aufstand in West­galizien offen aus. An verschiedenen Punkten der Umgebung von Tarnów hatten sich Insurgenten angesammelt, darunter viele „höheren Banges”. Die Bauern wurden aufgefordert, sich ihnen anzuschließen, nach Tarnów zu ziehen und die kaiserlichen Behörden daselbst zu verjagen. Als die Bauern sich weigerten, kam es zu blutigen Zu­sammenstößen, in welchen die Landbevölkerung die Oberhand behielt,, viele Insurgenten festnahm und sie dem Kreisvorsteher von Tarnów übergab.

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