Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 4. (Dritte Folge, 1906)
Major Semek: Repressaliengefechte gegen die Montenegriner im Jahre 1838
Montenegros Lage, Verfassung und Bewohner. Von dem Stocke der Dinarischen Alpen breiten sich dort, wo er die europäische Türkei durchzieht, zwei mächtige Arme gegen Westen. Der eine, nördliche, erstreckt sich bis an die Gestade der Adria, der andere wendet sich südwestlich und fällt gegen die Niederungen des Skutarisees ab. Beide verbindend lagern längs der Meeresküste geschlossene Gebirgs- massen, von deren Kamme das Auge bis weit über das blauende Meer schweift. Diese Bergriesen umschließen das Land, dessen chaotisches Felsengewirr jener kühne Serbenstamm bewohnt, den die Yenetianer Monteneriner nannten, den die Jetztzeit Montenegriner heißt. Das Volk selbst nennt seine wilde Heimat Czernagora, im Andenken an seinen ersten Häuptling, unter welchem es sich hier nach dem Untergang des großen Serbenreiches, und langer Verfolgung durch die Türken, eine dauernde Heimstätte schuf. Einer von der Natur kühn geschaffenen Festung gleich, aus deren Felsenbastionen wie riesige Ecktürme, dem Meere zu der Suturmann und Trnowo, in den Alpen wurzelnd der Dormitor und Korn emporragen, liegt das Land. Die Montenegriner scheiden ihre Heimat in den ersten Besitz, die Czernagora im engeren Sinne, und in den später erworbenen, Brda. Im Jahre 1838 noch von drei Seiten durch türkisches Gebiet umfaßt, grenzte Montenegro nur längs der Küste an Österreich, an jenes kurz vorher erworbene Gebiet, das damals den Namen Österreichisch-Albanien führte. Die Höhen, vom Berge Lovcen am Busen von Cattaro, bis nordwestlich zum Trnovo und südwestlich zum Divlivrch, 11*