Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung

27 Als Ausrüstung der Feld-Artillerie, welche am Stande bleiben sollte, wurden bestimmt: 2 halbe Karthaunen, 4 zwölfpfündige Quartierschlangen, 6 sechspfündige Falkaunen, 68 Wagen, 576 Pferde. Als Officiere und Bedienstete hiezu wurden erfordert1): 1 General-Feld- zeugmeister, 1 Obrist, 1 Obristlieutenant, 1 Zeuglieutenant, 3 Stückhauptleute, 1 Zeugwart, 1 Quartiermeister, 1 Fourier, 1 Zeugschreiber, 1 Zahlmeister, 1 In­genieur, 1 Schanzmeister, 2 Petardierer, 1 Miniermeister, 8 Minierer, 6 Feuer­werker, 1 Geschirrmeister, 1 Profoss cum suis, 1 Adjutant, 3 Zeugdiener zu Pferd, 4 Zeugdiener zu Fuss, 26 Büchsenmeister, 64 Handlanger, 1 Bruckmeister, eine Anzahl Handwerker, Wagen-und Ober-Wagenmeister, dann Wegbereiter. Hie­durch war auch die Artillerie gewissermassen in das stehende Heer eingereiht, und wenn sie auch lange nicht auf jenem Fusse stand, auf welchen man sie im Felde brauchte, so war doch der Cadre für das Feld sowohl nach Gliede­rung als nach Stärke gegeben und fixiert. 2. Entwicklung der Artillerie. Die Artillerie war sowohl der Waffe nach, als bezüglich der Personen welche sie bildeten, zu Beginn des dreissigjährigen Krieges noch in den Anfangsstadien der Entwicklung. Es mussten erst durch die Erfahrung jene Chargen bestimmt werden, deren sie bedurfte, jene Geschütze erkannt werden, die im Felde dienlich und verwendbar waren. Die Lehren, welche der Krieg diesbezüglich ertheilt, prägen sich in den einander folgenden Anordnungen aus und geben den Gang und den Fortschritt in der Entwicklung der Waffe. Die Personal-Verhältnisse zu Beginn des dreissigjährigen Krieges waren folgende: Zum Feldzeugmeister wurde stets ein Officier höheren Hanges vom Kaiser ernannt. Anfangs war dies ein Ohrist, später nach 1632 ein Feld­marschall-Lieutenant. Bangierte hiedurch die Stelle des Feldzeugmeisters in der Bangfolge der Generalität und wurde sie bald die nächste nach dem Feld­marschall, so entfiel andererseits die Forderung, dass der Feldzeugmeister eine im Artilleriewesen ausgebildete Persönlichkeit sei. Feldzeugmeister konnte, wenn er sonst geeignet war, jeder werden. Das Amt als „Capo” der Feld- Artillerie war beim Feldzeugmeister nun ein Nebenamt zu dem ihm zu­stehenden Truppen- oder Corps-Commando. Anfangs stand ihm ein Feldzeug­meister-Lieutenant als Stellvertreter und erstes TJnterorgan zur Seite. Diese Charge verschwindet aber bald gänzlich, statt derselben erscheint die des Obristlieutenants der Artillerie und kurz darauf jene des Artillerie-Obristen. Die Stückhauptleute erhielten mit der steten Vermehrung der Artillerie einen Ober-Hauptmann. Alle diese Personen bilden nebst dem Ingenieur den (später so genannten) „grossen” Stab. Der „kleine” Stab bestand aus dem Schultheiss, Caplan, Secretär, Adjutanten, Proviantmeister, Proviantschreiber, den Fourieren und Fourierschützen, den Profossen, Feldscherern etc. Die eigentliche Feld-Artillerie-Truppe formierte sich aus: a) den Artilleristen im engeren Sinne, d. i. den Büchsenmeistern, Feuer­werkern, Petardierern und Handlangern. Erstere standen unter den Büchsenmeister- Corporalen, die Feuerwerker aber unter dem Ober-Feuerwerkmeister; b) dem Mineur-Corps, bestehend aus den Minierem unter einem Minier- Hauptmann, einem Lieutenant, dem Feldwebel und den Corporalen. Die Ge­meinen hiessen Minier-Gesellen; c) den Handlangern unter ihren Corporalen. Die Zeugwarte (später auch schon ein Zeuglieutenant), Zeugdiener zu Pferd und zu Fuss, nebst ihren Corporalen, dann die Zeugschreiber, Pulver­hüter nebst Gesellen bildeten d) das später sogenannte Feld-Zeugamt; e) den Brücken- und Schanzbauern. Erstere unterstanden einem Bruckmeister, letztere dem Schanzmeister, auch Schanzbauer - Hauptmann. Hatten jene die Brücken zu schlagen, so ') K. A., F. A. 1649, XIXI, 30.

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