Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)
Die Artillerie - Geschicht der Organisation und Entwicklung der k. und k. Feld-Artillerie 1618-1903 - I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 1618-1772 - A. Organisation und Entwicklung
I. Das Feld-Artillerie-Corps (Haupt-Corps) 161j^—1772. A. Organisation und Entwicklung (1618—1650). 1. Organisation der Artillerie. Die Zeit vor Maximilian I. unterschied noch nicht zwischen Zeugs- und Feld-Artillerie im späteren Sinne. Bei Ausbruch eines Krieges wurden vielmehr aus den Zeughäusern Geschütze und Munition, Wagen und Requisiten, sowie Schanzzeug entnommen, so viel als es für die Bedürfnisse des Kampfes nothwendig erschien. Was sich während des Feldzuges an weiteren Forderungen ergab, wurde aus den Zeughäusern nachgeschoben, oder von den, dem Kriegsschauplätze nahegelegenen Städten und Schlössern requiriert. Aehnliche Verhältnisse galten auch bei den Artillerie-Personen, welche ins Feld zogen. Dieselben wurden theils aus den bereits mit Wartgeld oder Sold in den Zeughäusern stehenden Zeugwarten, Zeugdienem, Feuerwerkern, Büchsenmeistern gewählt, theils für den betreffenden Feldzug neugeworben. Stets neugeworben waren die Handlanger, Erzknappen, Brückenbauer und Schanzbauer. Ein ständiger Commandant der Artillerie im Felde existierte nicht, derselbe wurde fallweise ernannt und führte dann den Titel Obrist-Feld-Zeugmeister (anfangs auch nur Feldzeugmeister und Ober-Feldzeugmeister, späterhin auch General der Artillerie). Für jede aufzustellende Armee wurde ein solcher ernannt, und zwar nur auf die Dauer des Feldzuges. Unter Carl V. allerdings erscheint die Ernennung eines General-Zeugmeisters der gesammten Feld-, Haus- und Land-Artillerie für Krieg und Frieden. Unter Feld-Artillerie begriff man nebst den Personen auch alle Geschütze, welche zur Armee mitgenommen wurden, also ebenso jene, welche nur für die Schlacht bestimmt, als jene, welche bei Belagerungen nöthig waren1). Auf 20.000 Mann und 5000 Pferde rechnete man 72 Geschütze, und zwar 18 Bresch-Geschütze, 24 Geschütze mittleren und 30 kleineren Calibers. Im Jahre 1531 beispielsweise bestand die Feld-Artillerie aus circa 108 Geschützen. An Personale waren derselben beigegeben: 1 Ober-Feldzeugmeister, 4 Zeugmeister, 1 Kaplan, 4 Trabanten, 2 Zeugschreiber, 8 Zeugwarte, 8 Zeugdiener, 71 Büchsenmeister, 104 Schlangenschützen, 400 Handlanger, 180 Professionisten. Man unterschied schon damals den Stab, neben den Geschützen und deren Bedienung. Zum Stabe gehörten in jener Zeit der Feldzeugmeister, sein (eventueller) Lieutenant, die Zeugmeister, der Zeugwart, Kaplan, Zeugscbreiber und Profoss. Alle anderen Personen gehörten zu den Geschützen. Die Bildung von Batterien im Marsche und Gefechte, welche schon unter Maximilians Zeit erfolgte, veranlasste die Aufstellung von Stuckmeistern, die als Commandanten derselben fungierten. Es waren dies anfangs meist Adelige, die sich dann in Stuckjunker und Stuckhauptleute unterschieden. Die ersteren versahen aber nur den militärischen Dienst. D Dolleczek, Geschichte der österr. Artillerie.