Mitteilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte der K. und K. Wehrmacht 4. (1905)

Die Artillerie - Organisation und Entwicklung des Bombardier-Corps 1786-1851

Bombardier-Corps 1786 —1851. Bas Bestreben, eine Schule zur Heranbildung tüchtiger Artillerie-Offl- ciere und Unterofficiere zu gewinnen, die Nothwendigkeit, eine Truppe zu schaffen, welche in allen Zweigen des praktischen und theoretischen Artil­lerie-Wissens gleich tüchtig sei, führten zur Errichtung des Bombardier-Corps als eines Theiles der Feld-Artillerie. Da die höhere theoretische Ausbildung, verbunden mit gründlicherer Kenntnis des Feuerwerkswesens, dasselbe hervorragend für die Verwendung bei den Wurfgeschützen geeignet machte, ist es begreiflich, dass das Bom­bardier-Corps, neben der anfänglichen Bestimmung für die Bedienung und Leitung der Belagerungsgeschütze, auch bei allen in das Feld mitgeführten Haubitzen Verwendung fand. DieErrichtung des Bombardier-Corps erfolgte mit 1.November 17861) durch den Artillerie-Major Leopold Freiherrn von Unt erb erg er, der, bei gleichzeitiger Ernennung zum Oberstlieutenant, als Commandant desselben bestimmt wurde. Aus den Ober-Feuerwerkern, Feuerwerkern, Bombardieren und Cadeten der bestehenden drei Artillerie-Regimenter wurden vier Compagnien formiert* 2) und hiezu ein Stab errichtet, so dass das Bombardier-Corps ursprünglich folgenden Stand hatte: Stab: 1 Oberstlieutenant, 2 Majore, 1 Professor matheseos, 2 Ober- Feuerwerkmeister, 3 Feuerwerkmeister3), 1 Hauptmann als Adjutant, 1 Auditor, 1 Bataillons-Chirurg, 2 Hnter-Chirurgen, 1 Profoss, 7 Fourierschützen. Bei den Compagnien zusammen : 4 Hauptleute, 4 Oberlieutenants, 8 TJnterlieutenants, 96 Ober-Feuerwerker, 144 Feuerwerker, 24 k. k. Cadetten, 4 Fouriere, 4 Fourierschützen, 8 Spielleute, 432 Bombardiere. Der Standort des Bombardier-Corps war Wien, seine Bestimmung die Bedienung der Haubitzen, Mörser und Belagerungs-Kanonen, ferner die Ela- borierung der Feuerwerkskörper. Es wurde daher auch im Felde nicht als selbständiger Körper ver­wendet, sondern gab, den Anforderungen entsprechend, zur Armee Detache­ments ab, welchen die zur Geschütz-Bedienung erforderlichen Individuen entnommen wurden. Bombardiere benöthigten von den Feld-Geschützen zuerst nur die siebenpfündigen Cavallerie-Haubitzen (seit 1778), dann (seit 1808) auch die sogenannten Positions-Batterien, bei welchen 2 siebenpfündige ordinäre Haubitzen eingetheilt waren, späterhin (seit 1815) aber alle Feld- Batterien, da sich dann bei jeder Batterie 2 Haubitzen befanden. Bei diesen Haubitzen war ein Bombardier als Vormeister, 1 Feuer­werker des Corps als Aufsicht und Leitung. Doch ereignete es sich wiederholt, dass der Feuerwerker die ganze Batterie befehligte, wozu sonst ein Subaltern- Officier der Artillerie oder Ober-Feuerwerkmeister des Corps berufen war. Die Mörser und Belagerungs-Geschütze benöthigten gleichfalls Mann­schaft des Corps zur Bedienung, zumal das Ricochetieren nur durch solche besorgt werden konnte. Für siebenpfündige und zehnpfündige Haubitzen wurden nebst den Kano­nieren 2 Bombardiere gerechnet, doch konnten späterhin statt diesen auch Kano­niere (beider zehnpfündigen Haubitze nur statt eines derselben) eingetheiltwerden. Zur Bedienung jedesMörsers wurden 2 Bombardiere benöthigt, doch konnte einer von diesen auch durch einen fachkundigen Kanonier vertreten werden. ■) K.. A., H. K. R. 1786, 16—712 und 3-1766. 2) Mit Errichtung des Bombardier-Corps hörten alle geometrischen Schulen bei den Regimentern auf. 3J Ober-Feuerwerlcmeister sind nach dem Militär-Charakter Hauptleute oder Stabs- officiere, Feuerwerkmeister Unterlieutenants, Oberlieutenants oder Capitän-Lieutenants. stets aber mit Capitän-Lieutenants-Grehalt. Der Professor matheseos steht in der Haupt­manns- oder Stabsofficiers-Cliarge.

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