Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 5. (1903)
Die Landes-Vertheidigung - Die Aufgebote in den Erblanden bis 1809 - II. Die Aufgebote in den einzelnen Provinzen
58 liehen GM. Buol, welcher, wie erwähnt, das Oher-Commando über die im Lande verbliebenen kaiserlichen Truppen führte, im Einvernehmen mit dem Intendanten Hormayr, um unnöthige Alarmierungen zu vermeiden, das Hecht, Schützen-Compagnien zu organisieren oder den Landsturm in Masse aufzurufen, nur gewissen, namentlich benannten Personen zugestanden und hatten alle übrigen Commandanten, localen Schutz-Deputationen u. s. w. im Palle der Gefahr, von ersteren hiezu die Bewilligung einzuholen '). Der Landsturm, zu welchem alle waffenfähige Mannschaft vom 16. bis 45. Jahre einzureihen war, hatte gleichfalls in Compagnien mit selbstgewählten Ober- und Unterofficieren formiert, je 4 oder 6 derselben in Bataillone zusammengezogen zu werden. Um die Befehlsgebung zu erleichtern, wurde weiter eme Anzahl von theils Ober-, theils Unter-Commandanten ernannt, deren letztere etwa gleichbedeutend mit Bataillons-Commandanten waren, und zwar fungierten als Ober-Commandanten Andreas Hofer für Passeyer und den südlichen Landestheil, Major Teimer für Ober- und Unter-Inn- Thal, Commissär Plauen in Eeutte 2). Nachdem der Tyroler Landsturm später ganz auf seine eigene Kraft angewiesen war3), gelang es zwar den Landes-Yertheidigern, deren Zahl sich nunmehr auf 10.000 Landesschützen und 20.000 Mann Landsturm belief4), nach den einleitenden Gefechten bei Mittewald und Oherau (am Südfuss des Brenner) in den ersten Tagen des August *), durch die erfolgreichen Kämpfe am Berg lsei am 12. und 13., sowie durch die partiellen Erfolge an der Pontlatz-Brücke und hei Lienz, das Land zum drittenmale von den Feinden zu befreien 6). Da aber nach Publication des Friedens von Schönbrunn, wornach Tyrol wieder unter die Herrschaft Bayerns zurückkehren musste, grössere feindliche Herresmassen von allen Seiten in das Land rückten, unter den Ober- Commandanten und leitenden Persönlichkeiten Uneinigkeit einriss und infolgedessen manche Abtheilungen sich auflösten, der neuen Herrschaft sich unterwerfend die Waffen niederlegten, so fielen, trotz einzelner Erfolge, alle in den letzten Monaten des Jahres stattgefundenen Kämpfe, insbesondere jene bei Innsbruck in den Tagen vom 25. October bis 2. November, unglücklich für die Tyroler aus. Andreas Hofer, welcher Mitte August die Regierung des Landes übernommen hatte, legte dieselbe am 6. November nieder und erliess eine Proclamation zur Niederlegung der Waffen, welche auch grösstentheils befolgt wurde; nur in einzelnen Theilen fanden noch partielle Erhebungen statt, welche zumeist aber keinen Erfolg mehr hatten 7). Von den Haupt-Anführern, Unter-Commandanten und sonstigen hervorragenden Persönlichkeiten wurden viele später von Sr. Majestät mit EhrenJ) Als solche wurden benannt: GM. Buol, GM. Schmidt, Intendant Hormayr; dann: im südlichen Landestheile Oberstlieutenant Graf Leiningen, im Eisack-Thale Unter-Intendant Carl von Menz, im Unter-Inn- und Wipp-Thale der Unter-Intendant Roschmann, an der Nord-Grenze Oberstlieutenant Taxis, im Puster-Thale der Unter- Intendant Philipp von Wörndle, sowie die Districts-Commandanten .Rittmeister Bannitz a und Hauptmann Stainer. 2) Als Unter-Commandanten fungierten, und zwar im südlichen Landestheile: Reich in Bozen, Bombardi in Salurn, Morandell in Kaltem, Ress im Fleims-Thale, Valentin Tschöll in Meran, Frischmann in Schlanders, Senn in Nauders ; im Ober- u.Unter-Inn-Thale: Unter-Intendant Fis eher in Landeck, Schützen-Major Strelle in Imst, kaiserlicher Major Dietrich in Lermoos, Hauptmann Doubrava in der Scharnitz, die Schützen-Majore -Jakob Sieberer in Kufstein, Rupert Wint e r st el l e r in Kitzbüchel, Straub in Hall, Aschbacher im Achen-Thal; endlich im Puster-Thale anfänglich nur Johann Maria von Kolb in Lienz, doch erscheint später als Ober-Commandant Baron Lux- heimb hier genannt; als Unter-Commandanten Türk und Steger. (Auch im Inn-Thale erschienen später noch M arb erger, Firler und Margreiter als solche ausgewiesen.) 3i Auch das Detachement Buol hatte das Land verlassen. 4) Von einer Aufzählung aller im Laufe des ganzen Krieges aufgestellt gewesenen Abtheilungen musste selbstverständlich abgesehen werden und wird speciell bezüglich der Kämpfe bei Innsbruck auf das Werk: Maretich „Die erste und zweite Schlacht am Berge lsei” u. s. w. verwiesen. 5) Hier erlitten insbesondere die Sachsen grosse Verluste und war dieser Engpass seither im Volksmunde die „Sachsenklamm” genannt. 6) An diese Erfolge reihte sich die durch Haspinger und Speckbacher bewirkte Vertreibung der Bayern vom Passe Lueg (Gefechte bei Unken-Luftenstein am 17. September.) Dieser Unternehmung hatten sich auch einige Salzburger Landsturm-Compagnien angeschlossen. 7) Hierher gehören die von Kolb geleiteten Erhebungen im Puster-Thale.