Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs - Supplement. Geschichte K. und K. Wehrmacht 5. (1903)

Die Landes-Vertheidigung - Die Aufgebote in den Erblanden bis 1809 - II. Die Aufgebote in den einzelnen Provinzen

22 Pappenheim’s bei Efferding und seine späteren Erfolge bei Gmunden. Vöcklabrack u. s. w. gebrochen1). Im Jahre 1632 brach, begünstigt durch Gustav Adolph von Schweden, in einigen Theilen des Landes ein Aufruhr aus, welcher jedoch durch das energische Eingreifen des Aufgebotes der treu gebliebenen Theile unter Führung des Heinrich Wilhelm von Starhemberg und des Grafen Khevenhüller bald unterdrückt wurde. Aehnliches ereignete sich 1636, wobei das Hauptverdienst der Unter­drückung des Aufstandes dem Aufgebote unter Caspar von Starhemberg zuzuschreiben ist, welcher den Haupträdelsführer Laimbauer am Franken­berg bei Mauthhausen schlug. Als 1641 das Vordringen der Schweden in Süd-Deutschland das Land directe bedrohte, wurde in erster Linie schon im Januar durch den Landes- Hauptmann Hans Ludwig von Kueffstein das Aufgebot des Mühl- und Machlaxrd-Viertels einberufen (jeder 30. Mann), welches gute Dienste leistete und ein Einbrechen schwedischer Scharen verhinderte; ferner wurden die Grenzen durch Verhaue und Schanzen gesichert. Hiebei erwarben sich die beiden Ober-Commissäre Caspar und Balthasar Conrad Starhemberg durch ihre unermüdliche Thätigkeit bedeutende Verdienste. Durch den Erzherzog Leopold Wilhelm, welchen der Kaiser über Bitte der Stände, einen kriegskundigen Oberbefehlshaber in das Land zu senden, mit der Oberleitung der Landes-Defension betraut hatte, wurde mit Patent vom 16. Februar die Aufbietung jedes dreissigsten und hundertsten Mannes angeordnet; alle nicht einberufenen Waffenfähigen hatten sich jedoch bereit zu halten, sich auf das erste Alarmzeichen auf den Sammelplätzen ein­zufinden. Die Aufgebotenen (circa 1400 Mann) wurden mit Flinten und Bohren bewaffnet und erhielt jeder Mann 6 Gulden als ersten Monatssold. Zur Unterstützung des Aufgebotes wurde die Mitwirkung kaiserlicher Truppen zugesagt und hatte GFWM. Sperreuter die Leitung der Ver- theidigungs-Anstalten am linken Donau-Ufer zu übernehmen. Als Hauptstützpunkt der Vertheidigung diente Freistadt; zur Ver­mehrung der Beiterei endlich bewilligte der Erzherzog, dass seine Leibgarde beritten gemacht werde, wozu jede Herrengült von je 100 Pfund Einkommen ein taugliches gerüstetes Pferd beizustellen hatte. Zur selben Zeit überreichten die Stände dem Erzherzog auch den Vorschlag zur Formierung einer ständigen, in Compagnien und Begimenter gegliederten „Land-Miliz” (Landwehr). Hiezu sollte der dreissigste und zehnte Mann aufgeboten und gemustert werden; derselbe sollte monatlich 4 Gulden erhalten. Die Leute aus einer Pfarre sollten zusammengestellt werden, schon gediente Leute die Stellen als Unter­befehlshaber einnehmen. Je 300 Mann hatten von einem Hauptmann befehligt zu werden. Die Waffen durften nicht nach Hause genommen, sondern mussten in jeder Compagnie an einem gut verwahrten Ort aufbewahrt werden. Ein Schlosser hatte für deren Erhaltung in gutem Stand, ein Feldwebel, der keine ohne Befehl des Commandanten ausgeben durfte, für die gesicherte Auf­bewahrung zu sorgen. Jedes Begiment war von einem Obrist zu commandieren, dem ein in der Befestigungskunst erfahrener Obristlieutenant zur Seite stand. Jährlich sollten zwei Musterungen stattfinden, wobei dem Scheiben­schiessen grosse Aufmerksamkeit zuzuwenden war ; überdies sollten alle Sonn­tage Exercier-Uebungen der Aufgebotenen abgehalten werden u. s. w.2). So hatte Obrist Löbel dieselben bei Enns geschlagen, Obrist Brenner einen Theil bei Leonfelden besiegt und zur Waffenstreckung gezwungen, dagt'gen die Bauern den bayerischen General Lintelo bei Haag zurückgeworfen, das Begiment Holstein bei Weibern überfallen und grösstentheils aufgerieben etc. Auch wurde hiebei, so wie 1620, von den Bauern das Sperren der Donau mit schweren eisernen Ketten als Vertheidigungs- mittel angewendet. 2) Um jede Erinnerung an den Bauernkrieg zu vermeiden, wurde es besonders untersagt, den Aufgebotsleuten schwarze Hüte, das Abzeichen der Aufständischen unter Fadinger, zu geben. (Jähns ,,Geschichte der Kriegswissenschaften in Deutschland”, 2. Abtheilung, Seite 1065.)

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