Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 2. (Dritte Folge, 1903)

Hauptmann Criste: Die österreichische Truppen-Aufstellun gegen Preussen und Polen, 1790

14 Criste. eines Winterkönigs erlangt hatte und warnte vor Leuten, deren Lage und Beziehungen durchaus nicht danach beschaffen waren, um unbedingte Glaubwürdigkeit beanspruchen zu können. ,,Hompesch und Beck,” äusserte er zu Bischoff- werder, ,,können als nützliche Brandstifter benutzt werden, falls sich der König entschliesst, die .österreichische Monarchie in Aufruhr zu versetzen, aber sicher bedarf es noch anderer Hebel, um eine Maschine aus den Angeln zu heben, deren Grundbau so fest ist.” Bischoffwerder aber hörte nicht auf, dem Herzog zuzureden. Am 20. December versicherte er, dass ihm die Hoffnungen der bewussten Freunde, Hompesch und Beck, jetzt gegründeter als je erscheinen und die „nun­mehr angebrachten Hebel wohl hinreichend seien, um die erwähnte grosse Maschine von Grund aus zu bewegen”. Der Herzog trat noch immer nicht aus seiner zuwartenden Stellung heraus, und erst auf wiederholte Bitten und Vorstellungen Bischoffwerder’s erklärte er am 11. Januar 1790, er sei bereit, zu eingehenderer Besprechung nach Berlin zu kommen, doch müsse zu seiner Beruhigung auch der Herzog von Braunschweig dahin berufen werden. ,,Ich wünschte nicht, den Schein zu haben,” schrieb er, „als wenn ich mich bei einer so wichtigen Gelegenheit zudrängte und ein unverdientes Vertrauen einzeln zu erzwängen suchte. Versammeln aber Ihro Majestät in einem so wichtigen Moment ihre Anverwandten und die, auf welche sie ihr grösstes Vertrauen setzen, wird mir alsdann aufgetragen, etwas auszuführen, was nothwendig und heilsam scheint, so kann mich das Publicum nicht als einen unruhigen Kopf ansehen, der seine Existenz darin findet, zu stören und anzustiften und dergleichen Aufträge mehr zu veranlassen, als zu übernehmen.” Herzog Carl August war also, wie Ranke sagt, nicht abgeneigt, auf den Antrag des preussischen Königs einzugehen, „wenn es die Verhältnisse so mit sich gebracht hätten”. Sie sollten doch anderes mit sich bringen. Um die Unzufriedenheit in Galizien für die Zwecke Preussens auszunützen, bot der Wunsch der Polen, sich mit dem mächtigen Nachbar zu verbinden, willkommene Gelegen­heit. An eine Unterstützung der polnischen Aspirationen

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