Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 2. (Dritte Folge, 1903)

Hauptmann Criste: Die österreichische Truppen-Aufstellun gegen Preussen und Polen, 1790

12 Criste. entfernen, thätig zu sein1). Dem G-rafen Hertzberg war es sichtlich unangenehm, sich mit dem Abenteurer in irgend­welche Unterhandlung einzulassen, aber der König befahl, ihn anzuhören, ihm aber zu bedeuten, dass die Zeit für Unter­nehmungen in Ungarn nicht gekommen sei und forderte Hertzberg, zugleich auf, festzustellen, inwieweit Brandenburg Hechte auf Ungarn habe, da der Gesandte Jacobi melde, dass die Ungarn von solchen Hechten sprächen. Hertzberg erklärte, dass das Haus Brandenbrrrg allerdings grössere historische Hechte auf Böhmen und Ungarn habe als das Haus Habsburg; wenn man aber eines Tages diese alten An­') Wie FM. Möllendorff über die Idee, Ungarn zu insurgieren, dachte, geht aus seinem nachstehenden Schreiben vom 17. November 1788 an den König hervor. „Indem ich E. M. die Depesche des Herrn von Jacobi zurückstelle und für das mir erwiesene Vertrauen allerunterthänigst danke, glaube ich bezüglich des Planes in Ungarn eine Revolution anzuzetteln, um dieses Land wieder zu einem Wahlkönigreich und unabhängig vom Hause Oesterreich zu machen, dass es nichts Vorteil­hafteres für E.M. und die Sicherheit Ihrer Staaten gehen kann, nicht nur wegen der grossen Hilfsquellen, die das Haus Oesterreich immer in diesem Königreich gefunden, sondern auch wegen des Verlustes an militärischen Kräften, die dort am bedeutendsten sind. Ich gestehe, dass die Sache schwierig, aber doch nicht unmöglich ist. Die Gründe des Herrn von Jacobi sind sehr treffend und auch ich glaube, dass jetzt der Augenblick noch nicht geeignet ist, 1. weil die ganze Armee des Kaisers in jenem Königreich steht, 2. weil es noch kernen Mann von Ansehen, von Gewicht und Ehre gibt, der bereit ist, sein Vaterland von dem Joche, unter dem es seufzt, zu befreien, 3. weil die Nation, entartet, nicht mehr diejenige ist, die sie ehemals war, sondern ver­weichlicht und der Sclaverei gewohnt. Ich glaube daher, dass ein Moment abzuwarten wäre, in welchem die Truppen infolge eines Krieges ausserhalb des Landes sind, worauf eine geeignete Persön­lichkeit an die Spitze der Nation gestellt und dieser gezeigt werden müsste, wie schmachvoll und ungerecht sie behandelt werde. Gegen­wärtig könnte ein solches Unternehmen nur mit Hilfe der Türken ge­lingen, und 'zwar nach einer glücklichen Campagne, in welcher jene einige Districte erobert hätten. Diese müssten von den Türken für frei erklärt und die übrigen Theile des Landes aufgefordert werden, sich mit ihnen zu einem freien, nach eigenen Gesetzen regierten, un­abhängig zwischen der Türkei und Oesterreich bestehenden Staat zu vereinen. Wenn einmal E. M. in offenem Kriege mit dem Kaiser liegt, wird der Plan leichter auszuführen sein, da dann die Armee ausserhalb des Reiches steht und der Adel leichter den Schild erheben kann.” (Geheimes Staats-Archiv Berlin.)

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