Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830

Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1880. 73 wurde1). Marmont wurde mit der militärischen Dictatin' bekleidet, ihm zur Seite, theilweise als Oberaufsicht, stand der Ministerrath unter dem Vorsitze Polignac’s; dieser Ministerrath trat in den Tuilerien zusammen. Die mögliche Nothwendigkeit dieser Massregel war so wenig vorausgesehen worden, dass Polignac erst beim Unter-Staats-Secretär des Krieges und dieser beim Auditoriat über die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen Erkun­digungen einholen mussten. Die Bekanntmachung fand nur in der nächsten Nähe der Polizei-Präfectur statt, da zwischen den bürgerlichen und militärischen Behörden keine Ver­bindung bestand und man versäumt hatte, die Maires zur Mitwirkung aufzufordern. Während im Bereiche der Truppen im Allgemeinen die Buhe und Ordnung aufrecht erhalten wurde, stieg in den übrigen Theilen der Stadt die aufrührerische Bewegung, was in fortgesetzten Angriffen auf Wachen und Posten, ins­besondere der Gendarmerie, zum Ausdrucke kam. In Folge dessen und getäuscht durch die ruhige Haltung des Volkes in den besetzten Strassen und Plätzen, weiters ermuthigt durch die gute Stimmung der Garde, fasste der Marschall gegen Mittag den verhängnisvollen Entschluss, offensiv vor­zugehen und die Ordnung durch den Marsch starker Colonnen überall wieder herstellen zu lassen. Hiezu wurden vier Colonnen formiert: 1. General St. Chamans. 1. Garde-Infanterie-Regiment (2 Bataillone), 1 Bataillon des 6. Regiments* 2), 100 Fanciers und 2 Geschütze hatten von ihrem bisherigen Aufstellungs- Platze am Boulevard des Capucines über die Boulevards bis zum Bastille-Platz mit dem Aufträge vorzurücken, die ange­sammelte Menge, wenn sie sich dem Vormarsche entgegen­stellen sollte, zu zerstreuen, sich mit dem 53. Linien-Infanterie­’) Wortlaut des Befehles siehe Mémoires du Duo de R agu se, VIII. Bd., 244. 2) Nach Blano. Marmont gieht die Stärke dieser Colonnen nicht an, vermuthlich wurde ein Bataillon des 6. Garde-Regiments an­geschlossen, da der Marschall sonst nicht gleichzeitig das 2. Garde- Infanterie-Regiment zur Madeleine-Kirche entsendet hätte, um das 6. Garde-Regiment (nur mehr 1 Bataillon) abzulösen.

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