Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann von Hoen: Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1830

Der Strassenkampf in Paris am 28. und 29. Juli 1880. 51 aber ich kann Ihnen nur so viel sagen, Sie mögen tliun, was Sie wollen, Paris wird sich nicht rühren; schreiten Sie also dreist vor. Ich hafte mit meinem Kopfe für die Unbeweg­lichkeit von Paris1)!” — Aber in der Nacht vom 27. auf den 28., als die Lage denn doch bedrohlich wurde, entfloh Mangln nach Belgien. Polignac unterschätzte ferner die durch die Zeitungen fortwährend geschürte Erregung, die Stimmung des unteren Volkes für die Napoleoniden und gegen die Bourbons. Er rechnete nicht mit der Neigung der Pariser Bevölkerung zu Unruhen und der grossen Zahl von missvergnügten, ehemals kaiserlichen Officieren und Unterofficieren, die sich in Paris aufhielten und stets bereit waren, die Führung der Massen zu übernehmen. Am 24. Juli fand ein entscheidender Ministerrath statt, bei welchem mehrere der Anwesenden lebhafte Besorgnisse wegen der Zahl der Streitkräfte hegten, die man zur Unter­drückung einer revolutionären Bewegung zur Verfügung hätte. Polignac, der nach dem Abgehen Bourmont’s nach Algier auch die interimistische Leitung des Kriegs-Ministeriums über­nommen hatte, während der Unter - Staats - Secretär des Krieges, General Champagny, der vermöge seiner mili­tärischen Erfahrung berufene Vertreter, ohne Einfluss blieb, versicherte, dass 42.000 Mann bereit seien. Dabei warf er dem Herrn von Haussez ein Blatt Papier mit den dies­bezüglichen Aufzeichnungen zu. „Wie!” rief der Marine- Minister aus, „ich sehe hier nur 13.000 Mann! 13.000 Mann auf dem Papiere geben im Kampfe 7 bis 8000 Mann! "Wo sind die übrigen 29.000 Mann?” Polignac betheuerte, dass sie um Paris versammelt wären und nöthigenfalls innerhalb 10 Stunden nach der Hauptstadt gezogen werden könnten. Keiner der Minister untersuchte diese aus Leicht­sinn oder Unkenntnis entspringende Behauptung. Das Wag­nis wurde unternommen, ohne die Bedingungen für einen glücklichen Ausgang zu schaffen, und trotz der Mahnung ') Lamartine, VIII. Bd., 223. 4*

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