Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Hauptmann Criste: Ungedruckte Briefe des Erzherzogs Carl
Ungedriickte Briefe des Erzherzogs Carl über den Feldzug 1800. 25 jedes zu 4 Compagnien, so aus den vierten Bataillonen der böhmischen und mährischen Regimenter gebildet wurden und aus angezogenen Bauern bestehen, nur die Hälfte Offi- ciers, und zwar lauter pensionierte, die Hälfte Unter-Officiers, und zwar lauter Halb-Invalide haben und überdies im elendesten Stande und bei weitem nicht complet sind. Mein Brief ist sehr lang ausgefallen ; ich hoffe, Sie werden diese Ideen eines Petschwarer Einsiedlers nur lesen, wenn Sie nichts Besseres zu thun wissen. Meine Gesundheit fährt fort sich immer zu bessern und die Cur, so mir Dr. Mayer vorgeschrieben hat, schlägt vortrefflich an; das Landleben trägt auch dazu bei. Leben Sie wohl, bester Vetter, und seien Sie oft eines Sie zärtlich liebenden Freundes eingedenk. Ich umarme Sie tausendmal. Carl. Colloredo empfiehlt sich, Delmotte musste nach Carlsbad, da er, so wie voriges Jahr in Kloten wieder an Verhärtungen krank ist. Meine Complimente an Oberst Bianchi. VII. Prag, den 27. Juli 1800. Bester Vetter! Tausend Dank für Ihre zwei Briefe, für die Beschreibung von der Affaire von Landshut und für den so interessanten Beischluss über die Schlacht von Marengo. Ich muss Sie um Nachsicht bitten, dass ich Ihnen so spät darauf antworte, allein ich hatte bis nun keine Zeit, da meine Schwester und mein Schwager aus Sachsen seit acht Tagen bei mir sind 1). Gottlob, dass nun der Waffenstillstand den Feindseligkeiten ein Ende gemacht hat und obwohl ein unter diesen Umständen geschlossener Friede weder sehr vortheilhaft, b Der Schwager des Erzherzogs Carl, Anton, Herzog (seit 5. Mai 1827 König) von Sachsen und dessen Gemahlin Erzherzogin Maria Theresia, älteste Tochter Kaiser Leopold’s II., waren Anfang Juni zum Curgebrauch nach Carlsbad und von da am 22. Juli zum Besuche des Erzherzogs Carl nach Prag gereist, woselbst sie bis zum 1. August verblieben.
