Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)
Hauptmann Sommeregger: Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien in den Jahren 1848 und 1849
Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien. 161 Stadt ohne Rücksicht auf den Festungs-Commandanten eine solche in der Stärke von 3000 Bewaffneten. FM. Radetzky, seit 1831 Oberbefehlshaber über die österreichische Armee in Italien, für die Sicherheit des Platzes besorgt, verstärkte die Garnison und führte einen strengeren Wachdienst ein1). Gegen diese oft schon angewendete Vorsichtsmassregel erhob sich nun ein noch nie dagewesener Sturm. Der Cardinal- Legat von Ferrara, Ciacchi, liess einen Protest dagegen aufsetzen, der in alle Welt versendet wurde. Die Presse rief offen ganz Italien gegen Oesterreich zu den Waffen. Die Streitkräfte 'des Kirchenstaates konnten unter den obwaltenden Umständen für den Nationalkrieg schon als gewonnen gelten; sie betrugen jedoch höchstens 15.000 Mann. Um den Kampf gegen die Fremdherrschaft mit Aussicht auf Erfolg zu führen, mussten grössere Mittel in Anwendung kommen. Alle italienischen Regierungen sollten für die Nationalidee geworben werden. Die Militärmacht Sardiniens schien geeignet, den Kern einer National-Armee zu bilden. Reibungen zwischen der österreichischen Regierung und jener Sardiniens wegen Erhöhung des Zolles auf piemontesische Weine und wegen gewisser Anstände in Betreff des Salzbezuges hatten das gute Einvernehmen noch mehr gestört und gaben der Nationalpartei willkommenen Anlass, den König Carl Albert für ihre Pläne zu gewinnen. Dieser, voll Ehrgeiz nach der Krone des zu vereinigenden Italiens strebend, beschränkte sich zwar darauf, dem eigenen Lande nur wenige Freiheiten zu gewähren, schloss sich aber dem päpstlichen Proteste wegen Ferrara an und ergab sich bald bezüglich der nationalen Pläne der Revolutionspartei. Sein tüchtig herangebildetes Heer verschaffte ihm den stolzen Beinamen „Spada d’ Italia”, welchen übrigens auch sein eigener Thatendurst und kriegerischer Sinn rechtfertigten. In Toscana hatte die grossherzogliche Regierung schon im Mai und September 1847 die päpstlichen Reformen angenommen, trotz der Warnungen Oesterreichs eine Bürgerwehr ») K. A., F. A. 1847, VII, 8a. Mittheilungen des ls. und k. Kriegs-Archivs. Dritte Folge. X. Bd. 11