Mittheilungen des k.u.k. Kriegs-Archivs 1. (Dritte Folge, 1902)

Hauptmann Sommeregger: Ereignisse in den Legationen und Marken in Italien in den Jahren 1848 und 1849

156 Sommeregger. erweitert, dass Maria Theresias Gemahl, Herzog Franz von Lothringen, das Erbe der Medici als Stifter einer österreichischen Secundo-Genitur in Toscana antrat. Die französische Revolution und die Siege Napoleons stürzten die Mehrzahl der italienischen Regierungen und gaben Italien scheinbar nationale Einheit unter französischem Pro­tectorate; diese Einheit zerfiel jedoch mit dem Sturze Napo­leons. Durch die beiden Pariser Frieden und den Wiener Congress wurden die Grenzen der italienischen Staaten derart geregelt, dass Oesterreich das lombardisch - venetianische Königreich und die theilweise Anwartschaft auf die Herzog- thümer Parma und Piacenza erhielt, in welchen die Kaiserin Maria Louise die Regierung übernahm. In Toscana wurde die österreichische Secundo-Genitur wieder hergesteilt, und im Herzogthum Modena eine Tertio- Genitur errichtet. Der frühere Herzog von Parma erhielt Lucca; der Kirchen­staat wurde in seinem ehemaligen Umfange hergestellt, und das Königreich beider Sieilien dem Hause Bourbon übergeben. Oesterreich bekam ferner das Besatzungsrecht in Ferrara, Commachio und Piacenza, erlangte somit wieder die Vorherr­schaft über Italien. In Italien waren die Ideen der französischen Revolution auf fruchtbaren Boden gefallen. Die in alle Classen der Bevölke­rung gedrungene Verbindung der Carbonari warb für die Nationalitäts-Idee und strebte nach einem Gesammtstaate; freiere Regierungsformen sollten dazu vorbereiten. Schon im Jahre 1820 war es den Carbonari gelungen, die neapolitanische Armee für ihre Zwecke zu gewinnen. 50.000 Oesterreicher unter Frimont retablierteü jedoch 1821, fast ohne Kampf, die frühere Ordnung in Neapel; ebenso wurde über Ersuchen des Königs Carl Felix von Sardinien durch FML. Grafen Bubna die durch den Carbonarismus gestörte Ruhe in Piemont wieder hergestellt. Mittlerweile bildeten sich noch andere revolutionäre Verbindungen, unter denen das „junge Italien”, welches die nationale Einheit auf demokratischer Grundlage anstrebte und die Unterstützung der Priester zu gewinnen suchte, die grösste

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